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Ist Milch gesund? Dies ist ein nicht enden wollendes Thema, das in der Ernährungswissenschaft für viel Gesprächsstoff sorgt. Das eine Lager behauptet, dass Milch ein unverzichtbarer Bestandteil unserer Ernährung sei, weil sie so viele Nährstoffe enthalte. Das andere Lager läuft Sturm und wirft vor, dass Milch ungesund und krebserregend sei.
Klar, dass die meisten Leute dadurch verwirrt sind. Da beschäftigst du dich schon ausgiebig mit dem Thema, um dich gesünder zu ernähren und dir wird keine klare Antwort gegeben.
Ist Milch gesund? Die unterschiedlichen Arten
Genau aus diesem Grund schreiben wir diesen Artikel und möchten von vornherein differenzieren, denn Milch ist nicht gleich Milch. Es gibt Milch von verschiedenen Tieren wie beispielsweise von Rindern, Schafen, Ziegen, Yaks und selbst der Mensch stellt Milch während der Stillzeit her. Zudem kommen noch Punkte wie Haltung und Ernährung der Milchtiere hinzu und zu guter Letzt die Verarbeitung der Milch.
Wir reden hier heute von der bekanntesten Milch: der Kuhmilch.
Ist pasteurisierte und homogenisierte Milch gesund?
Wir möchten besonders auf die Milch eingehen, die in den Kühlregalen unserer Kaufhäuser und Discounter steht und auf die die meisten Konsumenten in Deutschland zurückgreifen. Hier handelt es sich in aller Regel um A1-Milch. Dies ist eine Klassifizierung der Milchkühe, welche diese Milch produzieren.
Neben der A1 Milch gibt es auch die A2 Variante. Die entsprechende Bezeichnung A1 bzw. A2 bezieht sich auf die jeweils enthaltenen Caseine im Eiweißanteil der Milch. Beide Varianten unterscheiden sich hinsichtlich des sogenannten Beta-Caseins. So soll die A2-Milch eine unveränderte Variante der natürlichen Vollmilch sein.
Im Laufe der Evolution ist bei Rindern nämlich eine Punktmutation aufgetreten, die sogenannte A1 Variante. Die daraus resultierende A1 Milch soll einigen Untersuchungen zufolge schlechter verträglich sein und im Gegensatz zur ursprünglicheren A2 Form für vermehrte Entzündungsreaktionen im Darm sorgen.1https://www.ncbi.nlm.nih.gov/pmc/articles/PMC4818854/2https://www.ncbi.nlm.nih.gov/pmc/articles/PMC5593102/3https://www.ncbi.nlm.nih.gov/pmc/articles/PMC6727941/ Das können jedoch andere Analysen nicht bestätigen; die wissenschaftliche Lage ist folglich widersprüchlich.4https://www.mri.bund.de/de/aktuelles/meldungen/meldungen-einzelansicht/?tx_news_pi1%5Bnews%5D=159&cHash=f3abda586c361333628edc13e4496007 Es bleibt also fraglich, ob die A2 Milch so viel gesünder ist.
Nichtsdestotrotz wird A2 Milch in Neuseeland, Australien, Großbritannien und den USA bereits vermarktet. Auch in Deutschland haben sich vereinzelt Landwirte auf die Erzeugung von A2 Milch spezialisiert. Ob dies sich zum neuen Trend entwickelt, bleibt abzuwarten.
Ist Milch gesund? Bedenkliche Milchbestandteile im Überblick
Milchsorte hin oder her – bestimmte Inhaltsstoffe kommen in jeder Milch vor und können nicht selten zu diversen Verdauungsbeschwerden und gesundheitlichen Problemen führen. Genau deshalb solltest du wissen, woraus die Milch hauptsächlich besteht und was sie potentiell gesundheitsschädlich machen kann.
Lactose: ein weitverbreiteter Übeltäter
Zunächst einmal wäre da die Lactose, bzw. der Milchzucker zu nennen, ein gewichtiger Bestandteil der Milch. Lactose ist ein sogenannter Zweifachzucker, der aus den beiden Einfachzuckern Glucose und Galactose besteht, welche über eine chemische Bindung miteinander verknüpft sind.
Dieses Zweier-Konstrukt kann jedoch nicht einfach so verdaut und von der Darmschleimhaut aufgenommen werden. Stattdessen muss es in die beiden Einzelzucker, aus denen es zusammengesetzt ist, zerspalten werden. Das heißt, der Milchzucker muss erst einmal mithilfe eines Enzyms aufgeteilt werden, damit er über die Darmschleimhaut ins Blut gelangen kann. Dieses Enzym heißt Lactase. Es wird normalerweise von bestimmten Zellen im Dünndarm produziert.
Jetzt kommt allerdings das Problem: Viele Menschen produzieren keine Lactase, oder nur in einem geringen Ausmaß, welches nicht ausreicht, um den kompletten Milchzucker zu verdauen. Genau diese Menschen leiden unter der allseits bekannten Lactoseintoleranz.
Ist keine oder nicht genügend Lactase vorhanden, bleibt der Milchzucker vollständig, wird nicht zerspalten und kann folglich nicht über die Darmschleimhaut aufgenommen werden. In der Folge wandert er unverdaut und unverändert durch den Darm und dient schließlich bestimmten Bakterien als Nahrung. Dabei bleiben Abfallprodukte wie Milchsäuren, Fettsäuren und Gase übrig, die dann die typischen Beschwerden wie Blähungen, Magenschmerzen und Verdauungsprobleme auslösen.5https://www.ncbi.nlm.nih.gov/pmc/articles/PMC4586575/
Da der Mangel des Enzyms Lactase von Person zu Person variieren kann, können sich die Beschwerden unterschiedlich stark ausprägen und können auch erst im zunehmendem Alter erstmals auftreten. Denn eins ist bei vielen Personen gleich: Die Menge des Enzyms nimmt im Laufe des Lebens langsam ab.6https://pubmed.ncbi.nlm.nih.gov/14616060/
Anders ist das bei Babys. Neugeborene können Lactose oft ohne Probleme verstoffwechseln. Denn auch die Muttermilch enthält Laktose, sogar mehr als Kuhmilch. Aber bereits nach dem zweiten Lebensjahr nimmt die Menge des Enzyms allmählich ab.7https://pubmed.ncbi.nlm.nih.gov/9609760/ Dennoch gibt es mittlerweile auch eine Vielzahl an Hinweisen darauf, dass auch einige Säuglinge laktoseintolerant sein können.8https://pubmed.ncbi.nlm.nih.gov/11906576/
Mutation sorgt für bessere Lactose-Verträglichkeit
Tatsächlich kann nur rund ein Drittel der Menschheit Lactose richtig verdauen, da sie ein Leben lang genügend Lactase produzieren. Dies haben sie einer genetischen Mutation zu verdanken.
Wissenschaftler gehen davon aus, dass die Mutation der DNA vor etwa 7500 Jahren in Zentraleuropa entstand.9https://www.ncbi.nlm.nih.gov/pmc/articles/PMC2722739/ Dieser Zustand könnte damals ein Überlebensvorteil gewesen sein. Denn mit Beginn der Viehzucht war Milch in großen Mengen vorhanden und wurde zu einer wichtigen Nahrungsquelle. Bei Menschen mit dieser Mutation nimmt die Menge an Lactase im Laufe des Lebens zwar auch ab, bleibt aber groß genug, um weiterhin Lactose spalten zu können.
Wenn man bedenkt, dass die ursprüngliche Form des Erbguts keine Verdauung von Lactose für Erwachsene vorsah, könnte die Hypothese entstehen, dass das Trinken von Milch im Erwachsenenalter nicht natürlich ist.
Ist laktosefreie Milch gesünder?
Viele Menschen, ob mit oder ohne Lactoseunverträglichkeit, greifen als Alternative zu laktosefreier Milch. Teils besteht die Auffassung, dass diese generell gesünder ist. Laktosefreie Milch wurde zuvor mit dem Enzym Lactase behandelt, sodass der Milchzucker im Endprodukt schon in seine zwei Einzelzucker aufgespalten vorliegt. Das ist übrigens auch der Grund, warum laktosefreie Milch etwas süßer schmeckt: Milchzucker hat eine deutlich geringere Süßkraft als Glucose und Galactose, die in laktosefreier Milch enthalten sind.
Doch macht es Sinn, grundsätzlich auf laktosefreie Milch und Milchprodukte zu setzen? Wir sagen: Eher nicht, denn Lactose ist nicht der einzige kritische Inhaltsstoff der Milch. Ein weiterer Bestandteil, der mindestens genauso viel Aufmerksamkeit verdient, ist Casein.
Casein: Das kritische Milcheiweiß
Die Gruppe der Caseine sind die häufigsten Milchproteine, die etwa 80 % der Gesamtproteinmenge in der Milch ausmachen. Die übrigen Proteine werden als Molkenproteine zusammengefasst, welches auch als Whey bekannt ist.
Casein ist der Proteinanteil der Milch, der vor allem zu Käse oder Quark weiterverarbeitet wird. Viele Fitness-Anhänger supplementieren reines Casein, da es das Muskelwachstum anregt.10https://pubmed.ncbi.nlm.nih.gov/15570142/ Auch der Verzehr von Magerquark ist für diesen Zweck beliebt, da er zu 80% Casein enthält.
Doch Achtung! Jetzt solltest du deine Ohren spitzen.
Neben der Tatsache, dass Casein ein häufiges Allergen darstellt, wird vor allem ein übermäßiger Konsum immer wieder mit dem Wachstum von Krebs in Verbindung gebracht.11https://www.ncbi.nlm.nih.gov/pmc/articles/PMC4166373/12https://pubmed.ncbi.nlm.nih.gov/31155933/
So gibt es beispielsweise eine bekannte Studie aus dem Buch “The China Study” des US-amerikanischen Biochemikers, Ernährungsforschers und Hochschulprofessors Thomas Colin Campbell, die häufig zitiert wird. Hier wurde gezeigt, dass das durch ein bestimmtes Toxin induzierte Krebswachstum bei Ratten durch ein Casein-reiches Futter (20% Anteil am Gesamtfutter) direkt angeregt und durch das Reduzieren der Casein-Menge (auf 5%) wiederum direkt gehemmt werden konnte.
Zum Vergleich wurden dieselben Versuche mit Sojaeiweiß und Weizeneiweiß als alternative Proteinquellen statt Casein durchgeführt, doch tatsächlich förderte keines der beiden die Krebsentwicklung.
Die Forscher gehen stark davon aus, dass die krebsfördernden Effekte des Caseins auch beim Menschen zu erwarten sind, da es viele Ähnlichkeiten bezüglich des Stoffwechsels und Proteinbedarfs gibt. Anzumerken ist an dieser Stelle, dass scheinbar nicht das Casein per se, sondern eine zu große Menge kritisch werden kann. Wie so oft gilt also hier: Die Dosis macht das Gift.
Löchriger Darm durch Casein?
Doch nicht nur das Krebsrisiko könnte durch Casein steigen. Auch wird dem Milchprotein immer wieder zum Vorwurf gemacht, dass es dem Darm schadet. Viele Menschen können das Protein aufgrund von fehlenden Enzymen nicht vollständig verwerten, wodurch unverdaute Proteinreste im Darm zurückbleiben. Dies kann chronische Entzündungen triggern und die Nährstoffaufnahme verschlechtern.13https://www.ncbi.nlm.nih.gov/pmc/articles/PMC4818854/
Zudem steigert dies das Risiko, dass die strapazierte Darmwand durchlässig wird, auch löchrig genannt, was als Leaky-Gut-Syndrom bekannt ist.14https://www.ncbi.nlm.nih.gov/pmc/articles/PMC6790068/ Unverdaute Peptide haben in der Folge freie Fahrt, um unerwünschter Weise in die Blutbahn einzudringen und im Körper zu zirkulieren. Das kann das Immunsystem stark triggern und verschiedene Immunreaktionen von Entzündungen bis hin zur Entstehung von Autoimmunerkrankungen anregen.15https://pubmed.ncbi.nlm.nih.gov/12198602/
Wer also Casein supplementiert oder viele Casein-reiche Lebensmittel wie Milch, Käse oder Quark isst, sollte sich mit dieser Thematik einmal genauer befassen und den Konsum lieber nochmal hinterfragen.
Casomorphin: Betäubt durch Käse?
Vielleicht hast du schon einmal etwas von Casomorphin gehört. Dieses kann bei der Verdauung von Milcheiweißen entstehen und hat eine Opioid-ähnliche Wirkung.16https://www.ncbi.nlm.nih.gov/pmc/articles/PMC4487594/ Es kommt ausschließlich in der A1 Milch, also unserer gängigen Milch vor.
Nach dem Verzehr von Milch oder Milchprodukten, die Casomorphin enthalten, passieren diese Moleküle die Blut-Hirn-Schranke und binden sich an Opioid- und Dopamin-Rezeptoren des Gehirns.17https://pubmed.ncbi.nlm.nih.gov/27611101/18https://www.ncbi.nlm.nih.gov/pmc/articles/PMC3168366/19https://www.ncbi.nlm.nih.gov/pmc/articles/PMC4627205/
Opioid, Morphin – das sind beides Wörter, die schnell mit Opium und Morphium in Verbindung gebracht werden und tatsächlich sorgt auch Casomorphin für ein Wohlgefühl, das dem gleicht, als ob man Morphine zu sich genommen hat. Zudem hat es eine betäubende und sogar schmerzstillende Wirkung.
Evolutionsbiologisch macht das Ganze durchaus Sinn: Die Milch von Säugetieren enthält all diese Zutaten, um ihre Neugeborenen zu beruhigen.20https://pubmed.ncbi.nlm.nih.gov/17869380/
Übrigens sind die Casomorphine besonders in Käse ausgesprochen hoch konzentriert.21https://www.healthline.com/nutrition/is-cheese-addictive Grund dafür ist der hohe Gehalt an Milchfett und Milchprotein. Das ist auch der Grund, warum man immer wieder hört, dass Käse süchtig machen kann.
Durch die betäubende Wirkung kann Casomorphin die unwillkürlichen Bewegungen des Darms – auch Darmperistaltik genannt – hemmen und somit die Verdauung stören.22https://pubmed.ncbi.nlm.nih.gov/25093576/23https://pubmed.ncbi.nlm.nih.gov/27039383/ Dies kann nicht nur zu Bauchschmerzen, sondern auch zu Nährstoffmängeln und Ermüdungserscheinungen führen. Sollte der Satz “Milch macht müde Männer munter” dann nicht eher heißen: “Milch macht muntere Männer müde”?
Die Sache mit den Hormonen
Und zu guter Letzt sollten wir bei der Frage, ob Milch gesund ist, dann auch noch die Hormone genannt werden. Von Bedeutung sind besonders die Sexualhormone sowie die Wachstumshormone.
Sexualhormone in der Milch
Ein großes Problem hierzulande ist, dass die Milchkühe in industriellen Molkereien bis zu 300 Tage im Jahr gemolken werden, um aus ihnen im wahrsten Sinne des Wortes möglichst viel Profit auszupumpen. So werden die Kühe geschwängert, damit sie mit der Milchproduktion anfangen. Sobald genügend Milch gemolken werden kann, wird damit auch schon begonnen.
Das Problem an der Geschichte: Mit dem Verlauf der Schwangerschaft nimmt die Produktion der weiblichen Sexualhormone immer weiter zu. Und je weiter eine Kuh in ihrer Schwangerschaft ist, desto hormonhaltiger ist ihre Milch. So enthält Milch von hochschwangeren Kühe einen bis zu 33-mal höheren Estronsulfat-Gehalt (ein natürliches Steroid) als Milch von Kühen, die gerade ihr Kalb bekommen haben.24https://eje.bioscientifica.com/view/journals/eje/179/6/EJE-18-0591.xml
Dies fällt besonders dann auf, wenn man Kuhmilch aus modernen Betrieben mit Rohmilch von mongolischen Kühen vergleicht. In traditionellen Regionen wie der Mongolei wird eine Kuh nämlich nur für den Eigenbedarf gemolken, und zwar maximal 5 Monate pro Jahr und nur im Frühstadium ihrer Schwangerschaft. Entsprechend enthält die Milch der mongolischen Kühe im Vergleich zu kommerzieller Milch etwa 90% weniger Progesteron, ein wichtiges Sexualhormon.25https://harvardmagazine.com/2007/05/modern-milk.html
Da Östrogene und andere (Sexual-)Hormone fettlösliche Substanzen sind, passieren sie die sogenannte Blut-Milch-Barriere spielend leicht. Die Folge: die Konzentration der Hormone im Blut ist Untersuchungen zufolge genauso hoch wie die Konzentration in der Milch.26https://www.journalofdairyscience.org/article/S0022-0302(08)71445-0/fulltext Das hat übrigens auch zur Folge, dass fetthaltige Milchprodukte wie Vollmilch, Vollfettquark oder Butter mehr Hormone enthalten als magere Produkte.27https://www.scientificamerican.com/article/how-does-dairy-affect-your-hormone-levels/
Verschiedene Wissenschaftler sehen in dem häufigen Konsum von extrem hormonhaltiger Milch- sowie Milchprodukten einen möglichen Anhaltspunkt für das Auftreten hormonbedingter Krebserkrankungen.28https://www.ncbi.nlm.nih.gov/pmc/articles/PMC4524299/29https://harvardmagazine.com/2007/05/modern-milk.html
Wachstumshormone in der Milch
Ähnlich sieht es mit den Wachstumshormonen in der Milch aus. Vor allem das Hormon mit dem Namen IGF-1, kurz für Insulin-like Growth Factor 1, hat in der Vergangenheit bereits mehrfach für Aufsehen gesorgt.30https://academic.oup.com/jnci/article/93/17/1330/2519487
Dieses Hormon ist nicht nur in Milch enthalten, sondern kommt auch bei uns Menschen ganz natürlich vor. Es regt verschiedene Wachstumsprozesse an und ist vor allem im Kindesalter von großer Bedeutung.
Es sollte jedoch bei genauerer Überlegung klar sein, dass das menschliche Wachstumshormon IGF-1 sich von dem der Kuh unterscheidet und dass eine zusätzliche Zufuhr dieses Hormons von außen nicht unbedingt förderlich für die menschliche Gesundheit ist. Denn es beschleunigt die Zellteilung und fördert somit die Vermehrung von Zellen.
Nicht ohne Grund gibt es Hypothesen, dass dadurch auch das Krebswachstum, insbesondere von Prostata-31https://pubmed.ncbi.nlm.nih.gov/18838726/ und Brustkrebs32https://www.annalsofoncology.org/article/S0923-7534(20)36019-1/fulltext angeregt werden kann. Und auch die Entstehung von Akne soll Studien zufolge insbesondere mit diesem Wachstumshormon, in Kombination mit Sexualhormonen, in Verbindung stehen.33https://www.ncbi.nlm.nih.gov/pmc/articles/PMC2715202/ Für uns sind das weitere Gründe, um von Milch und Milchprodukten weitestgehend Abstand zu nehmen.
Die Gegenseite: Studien, die einen Milchkonsum befürworten
Wie bei so ziemlich jeder Ernährungsfrage gibt es auch die andere Seite, die es zu beachten gilt. Immer wieder hört man in der Werbung, dass Milch und Milchprodukte besonders gesund sein sollen, weil sie so viel Calcium enthalten und proteinreich sind. Tatsächlich existieren groß angelegte Untersuchungen und Metastudien, welche den Konsum von Milch und Milchprodukten klar empfehlen.
So schlussfolgert ein umfangreicher Review aus dem Jahre 2016 folgendes: Die Gesamtheit aller wissenschaftlichen Erkenntnisse deutet darauf hin, dass der Konsum von Milch und Milchprodukten dazu beitragen kann, den eigenen Nährstoffbedarf zu decken und sogar das Risiko der Entstehung der häufigsten chronischen Krankheiten zu vermindern. Einige der Resümees waren folgende:
- Weniger Übergewicht bei Kindern
- Geringeres Risiko an Diabetes Typ 2 zu erkranken
- Keine Auswirkung auf Herzerkrankungen
- Geringeres Risiko für Bluthochdruck und Schlaganfälle
- Gesündere Knochen bei Kindern (Datenlage bei Erwachsenen schwammig)
- Keine Effekte auf viele Krebsarten (außer Prostatakrebs, hier ist die Datenlage widersprüchlich)
In dem Zusammenhang ist erwähnenswert, dass diese groß angelegte Analyse von zahlreichen Unternehmen aus der Molkereibranche mitfinanziert wurde, unter anderem:
- Dairy Research Institute
- Danish Agriculture & Food Council
- Danish Dairy Research Foundation
- Global Dairy Platform
- Dairy Australia
- Arla Foods UK
- und einige mehr
Übrigens: Zwar ist es richtig, dass Milch viel Calcium enthält, jedoch gibt es auch andere (gesündere?) Lebensmittel, über die der tägliche Calciumbedarf gedeckt werden kann. Zu diesen calciumreichen Lebensmitteln zählen unter anderem grünes Blattgemüse, Sesam-, Chia- und Leinsamen, calciumreiches Mineralwasser und auch Pflanzenmilch ist oftmals mit Calcium angereichert. Dass man zwingend Milch(-produkte) braucht, um genügend Calcium aufzunehmen, ist also nicht korrekt.
Die Aussagekraft bestimmter Studienergebnisse
Natürlich sollte auch immer im Hinterkopf behalten werden, welche Vergleichsgruppe für die unterschiedlichen Studien herangezogen wurden. Untersucht man beispielsweise die Entstehung von Übergewicht bei Kindern, könnte es naheliegen, dass Kinder, die täglich Joghurt und andere Milchprodukte konsumieren ein geringeres Risiko aufweisen an Übergewicht zu erkranken, als Kinder, die sich den ganzen Tag von Junkfood ernähren.
Vergleicht man hingegen Kinder, die beispielsweise vegan aufwachsen mit Kindern, die Milchprodukte in moderaten Mengen konsumieren, ergibt sich wiederum eine völlig andere Ausgangslage.
Aus diesem Grund sollte eine Aussage wie „Der regelmäßige Konsum von Milch und Milchprodukten senkt das Risiko Übergewicht zu entwickeln“ generell mit Vorsicht und stets im Gesamtkontext betrachtet werden.
Wähle weise, wo du deine Milchprodukte beziehst!
Pro & Contra, hin oder her. Ob Milch nun gesund ist, oder nicht. Viele Menschen möchten einfach nicht auf das eine oder andere Milchprodukt verzichten. Genau für diesen Fall ist es sinnvoll sich einmal genauer damit zu beschäftigen, wo die Milchprodukte eigentlich herkommen. Hier ist vor allem das Stichwort Haltungsform (und damit einhergehend die Fütterungsart) zu nennen.
Leider werden die meisten Milchkühe noch in Ställen mit wenig Freiraum gehalten und mit minderwertigem Futter ernährt. Das ist nicht nur ein Nachteil für die Tiere, sondern wirkt sich selbstverständlich auch auf die Nährwerte der Milch aus.
So weiß man aus Studien, dass Milch von grasgefütterten Kühen aus Weidehaltung deutlich mehr gesundheitsfördernde Omega-3-Fettsäuren und andere ungesättigte Fettsäuren aufweist, während der Gehalt an Omega-6-Fettsäuren und der gesättigten Palmitinsäure niedriger ist.34https://www.ncbi.nlm.nih.gov/pmc/articles/PMC6723057/ Erwähnenswert ist zudem, dass auch der Geschmack und das Aroma durch Grasfütterung profitieren.35https://www.ncbi.nlm.nih.gov/pmc/articles/PMC7555911/
Wir von Primal State bevorzugen daher die Weidehaltung. Dabei empfehlen wir jedoch ausschließlich Butter und Whey in moderaten Mengen- und kein anderes Milchprodukt -, da diese beiden Nahrungsmittel vergleichsweise viele Vorteile mit sich bringen. So liefert Butter nicht nur wertvolle Fettsäuren, sondern auch einige Vitamine, während Whey die wohl beste Verteilung an Aminosäuren und Bioverfügbarkeit aufweist, was optimale Voraussetzungen für die Proteinversorgung bietet. (Achtung: Wer zu Akne neigt, sollte mit Whey vorsichtig sein, da es diese verschlechtern kann.36https://www.ncbi.nlm.nih.gov/pmc/articles/PMC6115795/)
Aufgrund der zahlreichen Vorteile von Whey Protein findest du in unserem Shop ein hochwertiges Whey Proteinpulver aus irischer Weidehaltung. Übrigens ist irische Weidehaltung besonders beliebt, da Irland das ideale Klima für saftige, nährstoffreiche Wiesen mitbringt. Wenn du allerdings lieber ein pflanzliches Proteinpulver bevorzugst, dann empfehlen wir dir unser Plant Protein Vanille aus 8 gesprossten und fermentierten Proteinquellen.
Die Sache mit den Kälbern
Wie du sicher weißt, werden die neugeborenen Kälbchen meist schon nach wenigen Tagen leidvoll von ihrer Mutter getrennt, damit der Mensch den größten Profit erzielen kann. Für Mutter und Kind ist das ein leidvolles Szenario, welches nicht selten von lauten gegenseitigen Rufen begleitet wird.
Wenn du das Tierwohl auch an dieser Stelle unterstützen möchtest, haben wir einen Tipp für dich: Suche doch mal nach Höfen in deiner Nähe, die die sogenannte muttergebundene Kälberaufzucht betreiben.
Hier dürfen die Kälber noch viele Monate nach ihrer Geburt zusammen mit ihrer Mutter aufwachsen, meist auch größtenteils auf der Weide, was für beide Seiten deutlich schöner und natürlicher ist. Selbstverständlich ist diese Haltungsform teurer als bei konventionellen Betrieben und die Produkte kosten entsprechend etwas mehr.
Ist Milch nun gesund? Zusammenfassend können wir sagen:
Grundsätzlich raten wir jedem Menschen, auf Milch und die meisten Milchprodukte zu verzichten oder den Konsum drastisch zu reduzieren. Wenn du dennoch Milch trinken willst, und sei es ab und zu, raten wir dir, die Milch beim Bauern deines Vertrauens zu holen, wo die Tiere möglichst natürlich gefüttert werden, Zugang zu Weiden haben und bestenfalls auch einige Monate mit ihren Kälbern zusammen verbringen dürfen. So bekommst du nicht nur die optimalen Nährwerte, sondern förderst auch das Tierwohl.
Wir hoffen, dass du nun einen etwas differenzierteren Einblick in die Milch-Thematik hast und wir dir den Eindruck vermitteln konnten, dass wir weder Milch propagieren noch völlig ausschließen. Wie bei jedem Nahrungsmittel ist immer der Kontext, die Qualität und die Konsummenge entscheidend.
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