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„Kokosöl ist das reine Gift!“ Professor Michels von der Universität Freiburg hinterließ mit diesem Satz Verwirrung in den Köpfen Millionen Deutscher, da die Massenmedien sofort auf den Zug Kokosöl aufsprangen.
Auch ein gutes Jahr später sind viele Deutsche immer noch verwirrt: Ist Kokosöl ungesund? Ist es wirklich pures Gift? Erfahre heute die ganze Wahrheit über Kokosöl, was es ist, wie es hergestellt wird, welche Wirkung es im Körper hat, und was die Wissenschaft aktuell dazu sagt.
Dies ist der ausführlichste Beitrag im deutschsprachigen Internet über Kokosöl – wir empfehlen, dir eine schöne Tasse Kaffee oder Tee zu machen und ihn dir in Ruhe durchzulesen, damit der Verwirrung endlich ein Ende gesetzt wird.
Hinweis: Wenn du dich ausschließlich über die Anwendungen von Kokosöl im Alltag interessierst, weniger für die Gesundheitseffekte, dann scrolle nach unten bis zum Kapitel „Kokosöl – Anwendungen im Alltag“.
Was ist Kokosöl?
Beginnen wir vorsichtig: Was ist Kokosöl? Es handelt sich um das gepresste Öl aus dem Fruchtfleisch von Kokosnüssen. Kokosnüsse gehören zu den Nussfrüchten und sind damit sehr fettreich.
Im Gegensatz zu den meisten hierzulande bekannten Nüssen ist die Kokosnuss sehr reich an gesättigten Fettsäuren und sehr arm an ungesättigten Fettsäuren.
Kokosöl ist bei Raumtemperatur fest, was auf die gesättigten Fettsäuren zurückzuführen ist. Dahin gehend ist es streng genommen kein Öl, da Öl per definitionem bei Raumtemperatur flüssig sein muss. Da es allerdings pflanzlich ist (das einzige pflanzliche Öl, das bei Raumtemperatur fest ist), wird es als Öl bezeichnet.
Kokosnussöl besteht zu 80-90 % aus gesättigten Fettsäuren. Die wichtigste gesättigte Fettsäure ist die Laurinsäure (C12:0) gefolgt von der Myristinsäure (C14:0), Palmitinsäure (C16:0), und ein wenig Ölsäure (einfach ungesättigte Fettsäure).
Maximal 10 % können auf Caprylsäure und Caprinsäure (C8 und C10) zurückgeführt werden. Es fällt auf, dass die gesättigten Fettsäuren überwiegend mittelkettig sind, (C8:0 – C14:0) während längerkettige gesättigte Fettsäuren nur einen geringen Teil ausmachen, was einen großen Unterschied zu tierischen gesättigten Fettsäuren darstellt.
Was ist MCT-Öl?
MCT-Öl ist ähnlich populär wie Kokosöl und besonders durch den sogenannten Bulletproof Coffee bekannt geworden. Was dieser Kaffee ist, erklären wir dir gleich.
Bei MCT-Öl handelt es sich um einen Extrakt aus Kokosnussöl, der ausschließlich die Fettsäuren C8 und C10 enthält. Diese beiden Fettsäuren sind bei Raumtemperatur flüssig und die kürzesten Fettsäuren im Kokosöl. Aufgrund ihrer Kürze sind sie leichter wasserlöslich als die langkettigen Fette und werden ein wenig anders im Körper behandelt:
Sie werden unabhängig von LDL im Blut transportiert und können ohne den Transporter Carnitin-Acetyl-Transferase in die Mitochondrien in die Zellen gebracht werden. Sie werden also insgesamt schneller an ihr Ziel gebracht und bevorzugt verbrannt.
Wie schmeckt Kokosöl?
Das Öl weist einen schön milden, leicht nussigen, kokosartigen und tropischen Geschmack auf, was es beliebt und vielseitig anwendbar macht. Die Konsistenz und das Mundgefühl sind sehr angenehm, und es hinterlässt einen angenehmen Nachgeschmack im Mund, sowie einen leichten Fettfilm.
Wie wird Kokosöl hergestellt?
Es wird spannender: Wie landet das Kokosöl von der Kokosnuss im Glas und bei dir in der Küche? Das folgende Video von der Ölmühle Solling zeigt hervorragend (ab Minute 4) die Herstellung unter fairen Bedingungen:
Gehen wir kurz die Herstellung durch, beginnend bei den Nüssen:
- Ernte: Die Kokosnüsse werden von den Palmen geerntet und gesammelt.
- Anstrich: Die Nüsse werden kurz angestochen und weitergereicht.
- Auslauf: Das Kokoswasser (übrigens sehr fettarm und sehr nährstoffreich) läuft aus, wird gesammelt und als Kokoswasser verkauft.
- Schälen: Die übrigen Kokosnüsse (ohne Wasser) werden geschält, um weiterverarbeitet zu werden.
- Hackfleisch: Die geschälten und entwässerten Kokosnüsse, nunmehr nur noch das Kokosnussfleisch, werden grob zerhackt und vermahlen.
- Kaltpressung: Das fetthaltige Kokosmehl wird kalt gepresst und das auslaufende Kokosöl aufgefangen, abgefüllt und in den Verkauf gebracht.
- Industrielle Methode: Hier wird nicht kalt gepresst, sondern heiß gepresst, mit Wasserdampf oder anderweitig chemisch extrahiert, zum Beispiel mit Hexan. Das Produkt ist ein günstiges und deutlich schlichteres, aromafreies Massenprodukt wie etwa Palmin.
An dieser Stelle sei gesagt, dass Kokosöl selbstverständlich einen ökologischen Fußabdruck hat, da es importiert werden muss. Dahin gehend ist es nicht so optimal wie ein lokal produziertes Schmalz, Leinöl oder eine gute Butter. Jedoch hat Kokosöl andere Vorteile zu bieten, zu denen wir noch kommen.
Wer im Supermarkt oder im Internet nach Kokosöl sucht, bekommt eine überfordernde Vielzahl an Optionen. Worauf ist bei gutem Kokosöl zu achten?
Welches Kokosöl ist das beste?
Ähnlich wie bei Olivenöl gibt es auch hier verschiedene Qualitätskriterien, um die Produkte zu unterscheiden und den Gesundheitsnutzen einzuschätzen. Besonders das industriell hergestellte Kokosnussöl ist gesundheitlich weit weniger positiv als extra virgines Kokosöl.
Der wichtigste Unterschied: In der Kaltpressung werden Vitamine, Nährstoffe und die zahlreichen Polyphenole der Kokosnuss erhalten, während sie bei der industriellen Prozessierung zerstört werden. Damit verliert das Öl nicht nur Aroma, sondern auch viele gesundheitsförderliche Effekte.
Also: Wenn schon Kokosöl, dann qualitativ hochwertig. Die paar Euro mehr sollten es dir schon wert sein. Achte beim Kauf eines guten Öls auf die folgenden Qualitätskriterien:
- Bio-Siegel
- Fairtrade
- Kaltpressung
- Extra virgin/nativ
- Fest bei Raumtemperatur
- Verkauf in Glasflaschen
Wenn du auf diese Kriterien achtest, hast du nichts zu befürchten und die besten Grundlagen. Meide in jedem Fall industriell hergestelltes Kokosnussöl, das nicht aus Kaltpressung und nicht Bio-zertifiziert ist. Palmin ist das bekannteste industrielle Kokosfett, genauso wie das in quadratischen Blöcken zu kaufende Kokosfett.
Ist Kokosöl reines Gift?
Natürlich nicht – diese Aussage beruht auf einem sehr instabilen Fundament. Doch warum hat die eingangs genannte Professorin so einen Hass auf Kokosöl, obwohl es in der Gesundheitsbranche als so gesund gefeiert wird?
Sie bezieht sich auf keine einzige Studie in ihrer Argumentation, sondern lediglich auf die Empfehlungen der AHA – der „American Heart Association“, die ein amerikanisches Pendant zur Deutschen Gesellschaft für Ernährung (DGE) darstellt, mit Schwerpunkt auf Herz-Kreislauf-Erkrankungen.
Wir nennen dir drei Gründe, warum gesättigte Fettsäuren als so schlecht angesehen werden:
1. Die AHA und gesättigte Fettsäuren
Die AHA hat Studien1https://doi.org/10.1371/journal.pmed.10002522Dietary Fats and Cardiovascular Disease: A Presidential Advisory From the American Heart Association3Saturated fat consumption may not be the main cause of increased blood lipid levels4Coconut fat and serum lipoproteins: effects of partial replacement with unsaturated fats und Erklärungen veröffentlicht, die besagen, dass gesättigte Fettsäuren das Risiko für Herz-Kreislauf-Erkrankungen erhöhen. Die DGE stützt sich in ihren Erklärungen auf dieselben Studien. Es wird darin empfohlen, gesättigte Fettsäuren in der Ernährung durch ungesättigte Fettsäuren aus pflanzlichen Quellen wie Rapsöl, Sonnenblumenöl, Olivenöl, Sojaöl und Co. zu ersetzen, um das Herz-Kreislauf Risiko zu senken.
Die erhöhte Risikorate wird über eine Erhöhung des LDL-Cholesterins durch gesättigte Fettsäuren erklärt.
2. Die 7-Länder-Studie
Im Hinterkopf spukt immer noch die 7-Länder-Studie von Ancel Keys aus den Fünfzigerjahren: Darin wird behauptet, dass gesättigte Fettsäuren das Risiko für Herz-Kreislauf-Erkrankungen erhöhen, in einem linearen Zusammenhang. Heißt: Je mehr gesättigte Fettsäuren jemand isst, desto höher das Risiko, einen Herzinfarkt zu erleiden.
Dies war der Startschuss für alle Anti-Fett-Kampagnen der öffentlichen Gesundheitsorganisationen, Lebensmittelindustrie und Pharmaindustrie in den letzten 50 Jahren; und wahrscheinlich einer der Gründe, warum heute jeder zweite Amerikaner und jeder zweite Deutsche im Laufe seines Lebens an einer Herz-Kreislauf-Erkrankung erkrankt.
Interessant: In jeder seiner wissenschaftlichen Studien schrieb Ancel Keys, „dass es sich um Beobachtungen, jedoch nicht um kausale Zusammenhänge handelt“. Macht nichts: Die öffentlichen Gesundheitsorganisationen feiern ihn wie eine Koryphäe.
3. Kokosöl und Herz-Kreislauf-Erkrankungen
Da Kokosnussöl die reichhaltigste Quelle an gesättigten Fettsäuren überhaupt ist und sowohl 7-Länder-Studie als auch die AHA gesättigte Fette verteufeln, weil es LDL-Cholesterin erhöht, ist für viele „Ernährungsexperten“ die direkte Folge, dass Kokosöl pures Gift ist und direkt zu Herzinfarkt, Schlaganfällen und Co. führt.
Da Kokosöl zu 90 % aus gesättigten Fettsäuren besteht, scheint es der Teufel zu sein und das ungesündeste und schädlichste Fett, das ein Mensch überhaupt essen kann.
Ist Kokosöl giftig? Ein Blick in die Studienlage
5 schnelle Gedanken über die Studien, die Kokosöl bzw. gesättigte Fettsäuren verteufeln:
- Im Anhang von der AHA gern zitierter Studien fällt auf, dass sie von Lebensmittelkonzernen wie Unilever finanziert wurden, die mit dem Verkauf von pflanzlichen Speiseölen viel Geld verdienen.
- In die Finanziers reihen sich auch Konzerne ein, die mit dem Verkauf von Statinen (LDL-Cholesterin-Senker) noch mehr Geld verdienen. Das sieht nicht nach unabhängiger Wissenschaft aus, nicht wahr?
- Bei Studien, die zu einem negativen Effekt wie der Erhöhung von LDL-Cholesterin kommen, wird meist industrielles Kokosöl verwendet, selten Extra Virgines Kokosnussöl, dem dieser Effekt nicht oder deutlich schwächer nachgesagt wird.
- Ebenso häufig wird MCT-Öl (Kokosölextrakt) verwendet, und zwar in rauen und unnatürlichen Mengen.
- Die Studien konzentrieren sich fast ausschließlich auf das LDL-Cholesterin und ignorieren andere Faktoren wie Entzündungsmarker oder HDL-Cholesterin, das ein ebenso wichtiger Marker für Herz-Kreislauf-Erkrankungen ist, wie LDL.5Barter, Philip; Gotto, Antonio M.; LaRosa, John C.; Maroni, Jaman; Szarek, Michael; Grundy, Scott M. et al. (2007): HDL cholesterol, very low levels of LDL cholesterol, and cardiovascular events. In: … Continue reading
Es fällt auf, dass es keine oder nur wenige unabhängigen Studien gibt, die zeigen, dass extra natives Bio-Kokosöl zu einer Erhöhung des Risikos für Herz-Kreislauf-Erkrankungen führt.
Wie unabhängig sind DGE und AHA?
- Federführend in den USA ist die AHA, in Deutschland die DGE, was die öffentliche Meinungsbildung und Ernährungsempfehlungen angeht.
- Beide „Gesellschaften“ sind keine staatlichen Organe, sondern Vereine.
- Diese Vereine werden von Mitgliedsbeiträgen und durch Spenden aus der Industrie finanziert. Das ist auch daran ersichtlich, dass im wissenschaftlichen Beirat beider Organisationen Vertreter der Pharma- und Nahrungsmittelindustrie sitzen.
- Dass Doktoren und Professoren an der Spitze dieser Organisationen stehen, wirkt zwar sehr professionell, hat jedoch nicht immer etwas zu bedeuten. Auch Doktoren und Professoren sitzen im Vorstand namhafter Unternehmen aus Pharma- und Nahrungsmittelindustrie.
- Es ist bekannt, dass die AHA indirekt am Verkauf von pflanzlichen Ölen (Agrar- und Lebensmittelindustrie) und Statinen (Pharmakonzerne) mitverdient. Daher werden entsprechende Ernährungsempfehlungen herausgegeben.
- Dass diese Ernährungsempfehlungen weit an der Realität oder an der aktuellen wissenschaftlichen Lage vorbei gehen, wurde in zahlreichen wissenschaftlichen Stellungnahmen beschrieben.6Harcombe, Zoe; Baker, Julien S.; DiNicolantonio, James J.; Grace, Fergal; Davies, Bruce (2016): Evidence from randomised controlled trials does not support current dietary fat guidelines: a … Continue reading7Hoenselaar (2012): Saturated fat and cardiovascular disease: the discrepancy between the scientific literature and dietary advice. Nutrition. 2012 Feb;28(2):118-23. doi: 10.1016/j.nut.2011.08.017.
Wirklich gute Studien über mögliche Negativwirkungen von Kokosöl sind rar. Doch wie sieht es mit den Vorteilen von Kokosöl aus?
Ist Kokosöl gesund? Ein Blick in die Studienlage
Kokosöl wird als ein Superfood und ein nützlicher Begleiter im Alltag bezeichnet. Natürlich verdienen viele Gesundheitsportale Geld damit, Kokosöl zu bewerben, das sollte auch erwähnt werden.
Was zeigt der Blick auf wissenschaftliche, unabhängige Studien?
Was kann Kokosöl alles?
- Antibakteriell: Im Magen-Darm-Trakt, auch im Mund, wirkt Kokosnussöl leicht antibakteriell8Anti-inflammatory, analgesic, and antipyretic activities of virgin coconut oil, was durch die Laurinsäure zustande kommt. Karies und Parodontose könnte damit vorgebeugt, Infektionen im Magen-Darm-Trakt bekämpft werden.
- Anti-entzündlich: Betrachtet man Kokosöl in hoher Qualität (Bio, extra virgin), wirkt es Entzündungen im Körper entgegen9Anti-inflammatory, analgesic, and antipyretic activities of virgin coconut oil10Polyphenolics isolated from virgin coconut oil inhibits adjuvant induced arthritis in rats through antioxidant and anti-inflammatory action11Antistress and antioxidant effects of virgin coconut oil in vivo. Dieser Effekt geht verloren, wenn in Studien nur einzelne Fettsäuren wie die Palmitinsäure betrachtet werden.
- Antiviral: Es wirkt gegen Viren12Lauric acid inhibits the maturation of vesicular stomatitis virus; virale Infekte wie zum Beispiel Cytomegalovirus oder Epstein-Barr-Virus könnten mit Kokosöl bekämpft werden.
- HDL-Cholesterin wird erhöht13Randomised trial of coconut oil, olive oil or butter on blood lipids and other cardiovascular risk factors in healthy men and women14A COCONUT EXTRA VIRGIN OIL-RICH DIET INCREASES HDL CHOLESTEROL AND DECREASES WAIST CIRCUMFERENCE AND BODY MASS IN CORONARY ARTERY DISEASE PATIENTS: HDL-Cholesterin ist wie ein Staubsauger und fischt freies Cholesterin und freie Fettsäuren aus der Blutbahn und wirkt dementsprechend vorbeugend gegenüber Herz-Kreislauf-Erkrankungen.
- Schlaganfallrisiko wird gesenkt. Aktuelle Studien aus den Jahren 2016 und 201815https://doi.org/10.3945/ajcn.2009.2914616Epidemiologic studies of coronary heart disease and stroke in Japanese men living in Japan, Hawaii and California: incidence of stroke in Japan and Hawaii legen nahe, dass gesättigte Fettsäuren und Kokosöl das Schlaganfallrisiko reduzieren.
- Kokosöl plus Omega-3-Fettsäuren: Eine Studie aus dem Jahre 201317Saturated fat consumption may not be the main cause of increased blood lipid levels legt nahe, dass gesättigte Fettsäuren das Herz-Kreislauf Risiko nur erhöhen, wenn in der Ernährung keine Omega-3-Fettsäuren verzehrt werden. Bei reichlichem Konsum von Leinsamen, Flohsamen, Chiasamen, Fisch und Meeresfrüchten besteht demnach keine Gefahr durch gesättigte Fettsäuren.
- In einigen von der AHA und DGE übersehenen Studien18https://doi.org/10.3945/ajcn.2009.2772519Coconut oil consumption and cardiovascular risk factors in humans20Virgin Coconut Oil and Its Potential Cardioprotective Effects21Coconut oil is associated with a beneficial lipid profile in pre-menopausal women in the Philippines22Comparison of lipid profile and antioxidant enzymes among south Indian men consuming coconut oil and sunflower oil23Diets high in palmitic acid (16:0), lauric and myristic acids (12:0 + 14:0), or oleic acid (18:1) do not alter postprandial or fasting plasma homocysteine and inflammatory markers in healthy … Continue reading kommen Forscher zum Ergebnis, dass kein direkter Zusammenhang zwischen gesättigten Fettsäuren in der Ernährung und einem Risiko für Herz-Kreislauf-Erkrankungen besteht. Es gibt also Studien, die einen Zusammenhang nahelegen, und Studien, die das widerlegen.
Kokosnussöl ist zusammengefasst kein Gift und kann als Teil einer gesunden Ernährung die Gesundheit unterstützen.
Was kann man über die Wirkung von Kokosöl im Körper sagen?
Kokosöl Wirkung
Was passiert, wenn du Kokosöl isst? Was passiert mit dem Öl im Körper und welche Effekte zieht es nach sich?
- Mund: Je besser das Öl und die Nahrung eingespeichelt wird, desto länger wirkt es im Mund. Hier wirkt es geschmacksverstärkend und unterdrückt Pilze und schädliche Bakterien am Wachstum.
- Magen: Ein erster Sättigungseffekt wird durch Fettrezeptoren in der Magenwand ausgelöst, was Dich weniger essen lässt. Außerdem werden auch hier Bakterien wie Helicobacter pylori bekämpft.
- Dünndarm: Bakterielle oder fungale (Pilze) Infekte werden vom Kokosnussöl aktiv bekämpft. Außerdem wirkt sich das Öl positiv bei strukturellen Schäden wie Leaky Gut Syndrom auf die Darmgesundheit aus, da mittelkettige Fettsäuren eine gute Nahrungsgrundlage für Darmzellen darstellen.
- Blut: Die Fettsäuren und enthaltenen Antioxidantien werden in das Blut aufgenommen. Die Antioxidantien verteilen sich im Körper und wirken entzündungshemmend, während die Fettsäuren über sogenannte Chylomikronen (Fettkügelchen) in die Leber gebracht werden.
- Leber: Da die Fettsäuren aus dem Kokosöl überwiegend mittelkettig sind, werden sie nicht gespeichert, sondern über LDL-Cholesterin im Körper verteilt. Daher erhöhen gesättigte Fette vorübergehend das LDL-Cholesterin. Das muss nicht automatisch zu Herz-Kreislauf-Erkrankungen führen. Ein paar Gramm Zucker lösen auch nicht sofort Diabetes aus.
- Muskeln: Mittelkettige Fette werden schneller verbrannt und weniger gespeichert als langkettige, gesättigte Fettsäuren. Die Muskeln nutzen diese Fette als schnelle Energiequelle, was sich positiv auf sportliche Leistungen auswirken kann.
- Gehirn: Mittelkettige Fette stoßen in der Leber die Ketogenese (Ketose) an, ein Prozess, bei dem die Fette in Ketonkörper umgebaut werden. Diese Ketone dienen dem Gehirn als Nahrungsgrundlage und fördern Konzentration und Fokus.
Zwischenfazit – Kokosöl ist nicht giftig und auch kein Superfood
- Der Kontext ist entscheidend: Die Ernährung sollte insgesamt möglichst gesund sein. Bewegung, gesunder Schlaf und Stressreduktion im Alltag sollten eine Rolle spielen.
- Extra virgines Kokosöl sollte gegenüber industriellem Kokosfett bevorzugt werden.
- Übertreibe es nicht mit dem Konsum – ein paar Löffel am Tag sind jedoch völlig in Ordnung.
- Erfahrungsgemäß steigt sowohl LDL-Cholesterin als auch das gute HDL-Cholesterin. Netto steigt nicht das Risiko für Herz-Kreislauf-Erkrankungen. Doch auch hier ist die gesunde Lebensführung entscheidender als das Kokosöl an sich.
- Das Risiko für Herz-Kreislauf-Erkrankungen steigt (neben einer ungesunden Lebensführung) nur, wenn zeitgleich ein Mangel an Omega-3-Fettsäuren herrscht. Fisch, Meeresfrüchte, Leinsamen, Chiasamen und Flohsamen wirken dem entgegen.
- Lass Dich von Studien über gesättigte Fettsäure nicht verunsichern. Gesättigte Fettsäuren per se sind kein Gift; die gesunde oder ungesunde Lebensführung sowie die Qualität der Nahrungsmittel sind weitaus wichtiger.
- Aktuelle Untersuchungen zur Entstehung von Herz-Kreislauf-Erkrankungen machen Zucker als wichtigere Ursache aus als gesättigte Fette.
- Studienlage und aktuelle Ernährungsempfehlungen von AHA, DGE und Co. gehen stark auseinander und sind nicht immer unabhängig.
Zwischenfazit: Im Kontext einer gesunden Ernährung und Lebensführung wie auch ausreichend Omega-3-Fettsäuren und Antioxidantien ist Kokosöl kein Gift, sondern ein neutrales und nützliches Fett. Es ist deutlich hitzestabiler als pflanzliche, ungesättigte Fettsäuren, und eignet sich besser zum Kochen und Braten als das instabile Sonnenblumenöl.
Soviel zu den Gesundheitswirkungen von Kokosöl. Es ist in Ordnung und hat in Maßen seine Daseinsberechtigung im Alltag. Viele schätzen angenehmen Geschmack. Wie lässt sich das Öl im Alltag verwenden?
Kokosöl: 6 Anwendungen im Alltag
Nun soll es um die Praxis gehen: Wofür lässt sich Kokosnussöl im Alltag verwenden?
1. Kokosöl zum Braten und Kochen
Die wichtigste Anwendung zuerst: Gesättigte Fettsäuren sind sehr hitzestabil und eignen sich besonders gut zum Kochen und Braten. Durch Erhitzen von mehrfach ungesättigten Fettsäuren wie etwa Sonnenblumenöl oder Rapsöl entstehen schädliche Transfette, was bei gesättigten Fetten nicht passieren kann.
Die Ausnahme bildet das Frittieren – beim Frittieren werden sehr hohe Temperaturen verwendet, die auch nicht die Verwendung von Kokosöl rechtfertigen.
Wann immer es heiß her gehen soll, ist Kokosöl eine gute Wahl. Durch das nussige, tropische Kokos-Aroma ist es eine leckere und gelungene Alternative zu herkömmlichen Koch- und Brat-Fetten.
2. Kokosöl für die Haare
Etwa 1/5 TL Kokosöl (sehr wenig) lässt sich dafür verwenden, den Haaren mehr Glanz zu verleihen. Das ist besonders bei langen Haaren empfehlenswert.
Kokosöl lässt sich auch als Shampoo-Ersatz verwenden: Gib Kokosöl in die nassen Haare (etwa ein Teelöffel), verreibe es gut, lass es ein paar Minuten einziehen, und spüle es anschließend gut aus.
3. Kokosöl für die Haut
Kokosnussöl auf die feuchte Haut aufgetragen eignet sich hervorragend als Creme an trockenen und rauen Hautstellen. Bitte achte darauf, es nicht auf die trockene, sondern auf die feuchte Haut aufzutragen, damit die Haut nicht austrocknet. Richtig angewandt ist Kokosöl eine tolle Körperbutter.
Als Teil von Naturkosmetik bzw. naturkosmetischen Cremes, die du zu Hause selbst anrühren kannst, ist Kokosöl sehr geeignet und vielseitig.
Bei chronisch-entzündlichen Hauterkrankungen wie Schuppenflechte oder Neurodermitis ist Kokosnussöl eine gute Grundlage, um entzündungshemmende Cremes anzurühren. Betroffene berichten uns wieder und wieder, dass Kokosöl hier teils besser pflegt und wirkt als viele handelsübliche Cremes.
4. Kokosöl zum Abnehmen
In Hollywood war eine Zeit lang die sogenannte Kokosöl-Diät der absolute Renner. Dabei wurde nur noch Wasser und Kaffee getrunken, hier und da mit einem Löffelchen Kokosnussöl. So lässt sich tatsächlich schnell abnehmen, das würden wir dir jedoch nicht empfehlen! Denn so eine Hungerdiät bringt längerfristig mehr Nachteile als Vorteile.
Wie du Kokosöl zum Abnehmen nutzen kannst:
- Als Bestandteil einer gesunden Ernährung mit gesunden Nahrungsmitteln, gesundem Schlaf, Sport, einer positiven Einstellung und wenig Stress.
- Kokosnussöl kann eine gesunde Lebensführung noch besser machen, jedoch nicht eine ungesunde Lebensführung ausgleichen.
- Genauso kann Kokosnussöl allein kein Abnehmen bewerkstelligen, aber zusammen mit einem guten Abnehmprogramm kann es die Diät unterstützen.
5. Bulletproof Coffee mit MCT Öl
Lasse doch einmal das Frühstück ausfallen und probiere stattdessen einen Bulletproof-Coffee. Dieser „fettige Kaffee“ macht wach, erhöht die Fettverbrennung, schmeckt cremig und kann auch das Abnehmen unterstützen:
Nimm eine Tasse Kaffee, 1-2 EL Weidebutter und 1-2 EL Kokosöl-Extrakt „Bio-MCT-Öl“ und gib das Ganze in einen guten, hitzebeständigen Mixer.
Das Produkt ist ein cremiger Kaffee, den du noch mit einer Prise Salz, Zimt und Vanille verfeinern kannst.
6. Ölziehen mit Kokosöl
Bei Zahnschmerzen solltest du zum Zahnarzt gehen. Wenn es jedoch nicht Karies oder Parodontose ist, hilft Ölziehen. In der Komplementärmedizin ist Ölziehen zudem beliebt, um Gifte und Schwermetalle aus dem Körper zu leiten. Neben Kokosnussöl kannst du auch Sesamöl oder Olivenöl verwenden:
Nimmt 1-2 Esslöffel Öl in den Mund und ziehe es 20 Minuten durch die Zähne. Spucke es danach aus und trinke ein großes Glas Wasser. Ebenso eignet sich Olivenöl oder Sesamöl.
Fazit – Kokosöl ist kein Gift, sondern Kokosöl
Kokosöl allein ist kein Gift und hat noch niemanden getötet. Genauso wenig hat Kokosöl allein schon Wunder bewirkt und Leute von Krebs geheilt.
Im Kontext kann es entweder gesund oder ungesund werden – es ist an sich ein gesundheitlich eher neutrales, als aromatisch empfundenes Öl. Es lässt sich neben der Küche auch als Naturkosmetik vielseitig verwenden.
Hast du weitere Fragen über Kokosöl oder Erfahrungen und Meinungen, die du gerne mit uns teilen möchtest? Wir freuen uns auf deinen Kommentar!
Kokosöl Wiki – Deine häufigsten Fragen
Das Öl wird gut und gerne für das Gesicht verwendet: Die enthaltene Laurinsäure wirkt antibakteriell, was das Kokosnussöl für die Anwendung bei Akne ermöglicht. Auch bei Ausschlag oder trockener Haut wirkt das Öl nachweislich.
Es ist ein sehr stabiles Koch- und Bratfett und wird vom Körper schnell verstoffwechselt. Es erhöht den Energieverbrauch des Körpers und das als gut gelobte HDL-Cholesterin. Dennoch ist Kokosöl allein kein Wundermittel, sondern einfach nur ein gutes Öl.
Der Unterschied ist der, dass Kokosfett nicht durch schonende Kaltpressung produziert wurde. Meist wurden chemisch-physikalische Prozesse verwendet, um die Ausbeute aus Kokosnüssen zu erhöhen. Dabei gehen jedoch wichtige Antioxidantien verloren, weswegen das Fett auch fester und blasser ist. Kokosöl hingegen entsteht aus schonender Kaltpressung.
Qualitativ gutes Öl ist nicht gefährlich und wirkt sich nicht negativ auf die Gesundheit aus. Es ist wichtig, dass deine Ernährung gesund und vielseitig ist und dass auch Omega-3-Fettsäuren darin vorkommen.
Mit dem Öl kannst du ausgezeichnet Ölziehen, dir aber auch die Zähne putzen. Es bindet ähnlich wie gute Zahnpasta Schwebpartikel und wirkt antibakteriell.
Qualitativ gutes Kokosnussöl schmeckt mild nussig und leicht aromatisch. Der Geschmack der Tropen liegt dir danach auf der Zunge. Industriell hergestelltes, desodoriertes Kokosfett hingegen ist geschmacksneutral.
Einzelnachweise
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