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Ein angeblich höherer Mineralstoffgehalt ist für viele der Grund, warum sie Mineralwasser statt Leitungswasser trinken. Außerdem wecken die sauber abgefüllten Flaschen mehr Vertrauen, als das Wasser, das aus dem Hahn fließt.
Tatsächlich kursieren immer wieder Gerüchte über Medikamenten- und Düngemittelrückstände im Leitungswasser. Letztendlich ist natürlich auch der Geschmack entscheidend: vielen schmeckt Mineralwasser einfach besser.
Ist also Mineralwasser tatsächlich besser, oder gesünder? Und überhaupt „Ist Leitungswasser gesund?“ Hier findest du alle Argumente für und gegen den Konsum von Leitungswasser und am Ende des Artikels erfährst du, ob es Sinn macht, das Wasser zu filtern.
Der Mineraliengehalt von Leitungswasser – große regionale Unterschiede
Dass Mineralwasser mehr Mineralien enthält als Leitungswasser ist ein weit verbreiteter Irrglaube. Früher musste Mineralwasser tatsächlich einen Gehalt von mindestens 1.000 mg gelösten Mineralstoffe pro Liter aufweisen. Dies ist jedoch seit einer EU-Reform von 1980 nicht mehr der Fall.
Im Schnitt hat Leitungswasser zwar mit 380 mg Mineralstoffen pro Liter tatsächlich weniger Mineralien als Mineralwasser mit 790 mg.
Tatsächlich gibt es jedoch sowohl beim Leitungswasser als auch bei verschiedenen Mineralwassern große Unterschiede, je nach Region und Anbieter.
So hatten zum Beispiel laut Stiftung Warentest im Jahr 2018 33 von 52 getesteten Mineralwassern einen Mineralstoffgehalt von weniger als 500 mg pro Liter 1Testergebnisse für 52 Classic- und Medium-Wässer.
Und Rinteln im Weserbergland hat mit 786 mg pro Liter sehr mineralstoffreiches Leitungswasser, mit dem nur wenige Mineralwasser mithalten können 2Der große Wassercheck.
Es lässt sich also pauschal nicht sagen, welches der beiden mehr Mineralstoffe aufweist.
Tipp: Informiere dich über den Gehalt spezifischer Mineralien
Leitungswasser und Mineralwasser enthalten die für den menschlichen Körper relevanten Mineralien Kalium, Magnesium und Kalzium. Wasser kann aber lediglich als minimale Ergänzung dienen, den Großteil dieser Mineralien solltest du über die Nahrungsmittel aufnehmen.
Wenn du gezielt mit dem Wasser mehr von bestimmten Mineralstoffen zu dir nehmen möchtest, lohnt es sich, die Mineralstoffzusammensetzung deines Leitungswassers in Erfahrung zu bringen.
Bei Wasserqualität-Online kannst du deine Adresse eingeben und bekommst eine aktuelle ausführliche Analyse, die den Gehalt aller Mineralien auflistet. Falls für deine Adresse keine Informationen hinterlegt sind, kannst du beim lokalen Wasserwerk eine Trinkwasseranalyse anfordern.
Sollte dein Leitungswasser nicht reich an diesen Mineralstoffen sein, kannst du ein entsprechendes Mineralwasser wählen. Es gibt zum Beispiel einige Mineralwasser, die einen sehr hohen Gehalt an Magnesium oder Kalzium aufweisen.
Enthält Leitungswasser Schadstoffe?
Leitungswasser ist das strengst kontrollierteste Nahrungsmittel in Deutschland und Wasserversorger müssen das Wasser mehrmals täglich auf Keime untersuchen. Es wird strenger kontrolliert als Mineralwasser und manche Grenzwerte, wie zum Bespiel für Pestizide und Uran, sind beim Leitungswasser niedriger.
Dennoch haben viele Leute Angst, dass ihr Leitungswasser Arzneimittelrückstände, Hormone aus der Antibabypille, Nitrat, Schwermetalle, Chlor oder Pflanzenschutzmittel enthalten könnte.
Die meisten dieser Schadstoffe werden nur selten in Leitungswasserproben gefunden. Wenn sie nachgewiesen werden können, liegen sie immer weiter unter dem Grenzwert, der schon sehr niedrig angesetzt ist.
Der Grenzwert für Nitrat liegt zum Beispiel bei 50 mg pro Liter. Zum Vergleich: viele Gemüsesorten, wie zum Beispiel Salat und Kohl enthalten mehrere Tausend mg Nitrat pro Kilogramm.
Mineralwasser als Gefahrquelle für Schadstoffe
Bei Mineralwasser in PET-Flaschen ist die Gefahr von Schadstoffen hingegen sehr viel realer. Durch die Weichmacher wird zum Beispiel Acetaldehyd ins Wasser abgegeben, das gesundheitsschädlich ist.
Laut Bundesinstitut für Risikobewertung (BfR) ist die Menge, die dabei ins Wasser abgegeben wird, zwar harmlos, aber trotzdem etwas, worauf man gut verzichten kann 3Is acetaldehyde in beverages harmful?.
Hausrohre als potenzielle Gefahrenquelle
Die Sache hat jedoch einen Haken: der Wasserversorger kann die Qualität nur bis zum Haus garantieren. Das Wasser kann durch die Rohre im Haus verunreinigt werden. Manche alten Häuser, die vor 1973 gebaut wurden, haben zum Beispiel noch Bleirohre.
In neueren Gebäuden hingegen findet man häufig Kupferrohre, die gesundheitlich auch nicht unbedenklich sind.
Bei Mehrfamilienhäusern mit einer zentralen Warmwasseranlage besteht zudem die potenzielle Gefahr einer Legionellenverunreinigung. Vermieter sind verpflichtet, das Leitungswasser alle drei Jahre zu überprüfen, wenn sich eine Großanlage zur Erwärmung des Wassers im Haus befindet.
Leitungswasser testen
Wenn du wirklich auf Nummer sicher gehen willst, kannst du dein Leitungswasser einschicken und in einem Labor testen lassen. Es gibt auch Testkits für zu Hause, mit denen du das Wasser auf SchwermetalleAmazon, BakterienAmazon und andere Schadstoffe testen kannst.
Leitungswasser reinigen – welche Wasserfilter sind zu empfehlen?
Wenn du der Qualität des Leitungswassers nicht traust, besteht auch noch die Möglichkeit, es mit Hilfe eines Wasserfilters zu reinigen, um Schadstoffe herauszufiltern.
Wasserfilter werden auch verwendet, um kalkhaltiges Wasser weicher zu machen. Zwar wird kalkhaltiges Wasser generell als angenehmer im Geschmack empfunden, Tee- und Kaffeeliebhaber schwören jedoch, dass es den Geschmack ihres Lieblingsgetränks verfälscht.
Wir geben dir hier einen Überblick über die Vor- und Nachteile verschiedener Filtersysteme.
Hauswasserfilter – die Standardlösung
Mit hoher Wahrscheinlichkeit ist das Wasser, das bei dir aus dem Hahn kommt, bereits gefiltert. Hauswasserfilter sind standardmäßig in den meisten Hausanschlüssen hinter der Wasseruhr eingebaut.
Es handelt sich um mechanische Filter, die Partikel ab einer gewissen Größe, wie Sandkörner oder kleine Steine zurückhalten. Diese Filter müssen regelmäßig gereinigt und ausgewechselt werden 4Hauswasserfilter – Wartung und Reinigung.
Aktivkohlefilter – schwache Filterwirkung
Filtersysteme mit Aktivkohle (zum Beispiel Brita) sollen Schadstoffe rausfiltern und außerdem das Wasser entkalken, also weicher machen.
Tatsächlich können diese Filter den Kupfer- und Bleigehalt von Wasser senken. Auch Pestizidrückstände können durch den Einsatz verringert werden. Allerdings landen diese Schadstoffe nur selten im Leitungswasser, so dass die Notwendigkeit des Filterns zu diesem Zweck fragwürdig ist.
Die Stiftung Warentest hat 2015 neun Filtersysteme getestet und kam zu dem Schluss, dass die entkalkende Wirkung aller getesteten Filter schwach war 5Gut filtert keiner. Zudem ist die Filterkapazität schnell erschöpft, so dass die Kartusche oft ausgetauscht werden muss.
Geschmacklich ist der Unterschied durch das Filtern so klein, dass ihn nur extrem sensible Zungen wahrnehmen können. Außerdem werden auch Mineralien wie Magnesium und Kalzium herausgefiltert, das Wasser wird also mineralstoffärmer.
Das größte Problem der Aktivkohlefilter ist jedoch, dass sie einen idealen Nährboden für Keime bieten. Wenn sie nicht regelmäßig ausgetauscht werden, überschreiten sie schnell die Grenzwerte für Keime um ein Vielfaches und werden somit zu einer echten Gefahrenquelle.
Eine Verkeimung kann beträchtlich reduziert werden, wenn die Kartuschen mit Silberionen versetzt sind. Dadurch landen allerdings große Mengen an Silberrückständen im Wasser, deren gesundheitlichen Auswirkungen nicht gut untersucht sind.
Da Leitungswasser bereits vor der Reinigung sehr sauber ist, kann man auf diesen fragwürdigen Inhaltsstoff gut verzichten.
Ionenaustauscher: Gefahr einer geballten Ladung von Schadstoffen
Auch Ionenaustauscher dienen dazu, das Wasser zu entkalken. Positiv geladene Kalzium- und Magnesiumionen werden durch Natriumionen ausgetauscht. Das Wasser wird also reicher an Natrium.
Ähnlich wie bei anderen Filtern, besteht auch bei diesen Filtern eine große Verkeimungsgefahr. Ein weiteres Problem ist, dass man als Verbraucher nicht erkennen kann, wann der Filter voll ist.
Dann kann es passieren, dass alle zurückgehaltenen Ionen plötzlich in konzentrierter Form ins Wasser abgegeben werden 6Ionenaustauscher-Vergleich: Ionentauscher/Wasserenthärter.
Fragwürdige Tiefenreinigung mit Umkehrosmosefiltern
Bei der Filterung durch Umkehrosmose wird das Wasser durch eine Membran gepresst. Dabei werden jegliche Stoffe, wie Mineralien, Schwermetalle oder sonstige Schadstoffe entfernt.
Das Wasser enthält dann jedoch keinerlei Mineralien mehr und ist daher für den Konsum nicht zu empfehlen. Außerdem ist die Reinigung der Membran sehr aufwändig und wie die anderen Filter neigt auch dieses System zur Verkeimung.
Eine Remineralisierung des Wassers ist hier empfehlenswert.
Bei unsachgemäßer Nutzung sind Filter sogar eine Gefahrenquelle
Beim Versuch, Leitungswasser zu reinigen, wird leider meist das Gegenteil erreicht, denn die Filter bieten einen idealen Nährboden für Keime. Wenn du sie nicht regelmäßig reinigst oder wechselst, erhöhst du also eher die Gefahr einer Verunreinigung. Wir empfehlen daher, das Leitungswasser testen zu lassen, anstatt es vorsorglich zu „reinigen“.
Fazit: Ist Leistungswasser gesund?
Aus gesundheitlicher Sicht spricht nichts gegen das Trinken von Leitungswasser – im Gegenteil, da Leitungswasser strenger kontrolliert wird als Mineralwasser. Da bleibt als letztes Argument nur noch der Geschmack, denn darüber lässt sich bekanntlich streiten.
Um Leitungswasser geschmacklich etwas aufzupeppen, empfehlen wir dir frische Kräuter, Früchte, einen Schuss Zitrone oder etwas frischen Ingwer ins Wasser zu geben.
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Falls du beim Leitungswasser das Prickeln vermisst, kann ein Soda-Sprudler Abhilfe schaffen.
Einzelnachweise
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