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Es drückt, es brennt, es tut weh, verkrampft, gebläht, jeder Klogang wird zur Folter. Wenn der Darm streikt und Darmprobleme an der Tagesordnung stehen, leidet nicht nur die Lebensqualität, sondern schnell auch die Gesundheit – mit nachhaltigen Konsequenzen. Erfahre hier die häufigsten Darmprobleme im Überblick und was du dagegen tun kannst.
Der Darm: Wunderwerk der Natur
Was die meisten Menschen nicht wissen ist, dass der Darm unser größtes Organ ist. Gemessen an der Fläche nimmt er etwa 200 m² ein (bei ca. 10 Meter Länge), das ist so viel wie ein ganzer Tennisplatz und so viel wie ein halber Fußballplatz. Diese immens große Oberfläche ist wichtig, damit der Darm seine Funktionen einwandfrei ausführen kann.1Gut Flora in Health and Disease2Regional specialization within the intestinal immune system3Dietary influences on intestinal immunity
Nährstoffaufnahme
Alles, was du über die Nahrung zuführst und in den Körper gelangen soll, muss im Darm aufgenommen werden.
Giftstoffabgabe
Der Darm ist eines unserer wichtigsten Entgiftungsorgane, Abbauprodukte aus der Leber werden hier an den Stuhl abgegeben und ausgeschieden.
Immunüberwachung
Etwa 70% aller Immunzellen im menschlichen Körper sind am und im Darm lokalisiert. Das ist eine ganze Menge, aber klar: Hier lauern die meisten Giftstoffe und Krankheitserreger, die es zu bekämpfen gilt.
Barriere
Zwar ist die Darmwand nur wenige Tausendstel Millimeter dick, aber eine solide Barriere ist lebensnotwendig: Wenn der Darm platzt und alles, was darin kreucht und fleucht in den Körper gelangt, stirbt der Mensch innerhalb kurzer Zeit an einer Blutvergiftung.
Du siehst: Beim Darm sprechen wir von Dimensionen, über die wir normalerweise nicht nachdenken. Meistens beschweren wir uns über den Darm, wenn mal was nicht läuft. Aber wenn er seine Arbeit einwandfrei ausführt, sind wir sehr sparsam mit Lob.
Ob es daran liegt, dass der Darm immer noch ein Tabuthema ist? Es ist wirklich faszinierend, dass dieses 10 Meter lange Rohr eine Oberfläche von einem halben Fußballfeld hat. Wie kommt das zustande?
Mit der Lupe in den Darm – Wie sieht es da drin aus?
Um Darmprobleme an der Wurzel zu verstehen, macht es Sinn, sich das Organ mal genauer anzuschauen.
Die folgende Abbildung zeigt, wie diese immense Oberflächenvergrößerung zustande kommt:
Was sehen wir auf dem Bild?
Der Darm im Querschnitt: Ein langes Rohr, bis zu 10m lang. Anhand der Länge und der Dicke dieses Rohrs ergibt sich eine innere Oberfläche von ca. einem halben Quadratmeter.
Falten im Rohr: Das Rohr hat keine glatte Oberfläche, sondern Falten. Dadurch vergrößert sich die Oberfläche um ein Mehrfaches.
Falten in den Falten: Auf diesen Falten sind viele kleine Härchen – genannt Villi, die eng aneinander gestaffelt Berge und Täler bilden.
Mikrovilli: Wenn wir an diese Villi genauer rangehen, merken wir, dass jedes Härchen aus mehreren Zellen besteht. Jede einzelne Zelle hat noch einmal viele, viele Härchen (Mikrovilli). So ist es möglich, die Innenoberfläche des Rohrs auf ca. 200 m² zu vergrößern.
Wie groß die Oberfläche genau ist, kann nur geschätzt werden. Einige Quellen gehen bis 400 m²,4Intestinal permeability – a new target for disease prevention and therapy was einem vollen Fußballfeld entsprechen würde. Forscher aus Schweden sind der Meinung, dass dies deutlich zu viel ist und der Darm in Wirklichkeit „nur“ eine Fläche von etwa 32 m² hat, was aber doch immer noch recht groß ist.5Surface area of the digestive tract – revisited
Wenn man sich nun vorstellt, dass diese riesige Fläche nicht richtig funktioniert, ist es doch irgendwie einleuchtend, dass Darmprobleme uns so viele Schwierigkeiten bereiten können.
Warum ist der Darm so groß?
Weil er so groß sein muss! Unzählige Nährstoffe muss er jeden Tag in den Körper aufnehmen, unzählige Giftstoffe abgeben. Die Interaktion zwischen Immunsystem und der Darmflora muss jederzeit einwandfrei funktionieren, sonst drohen Probleme.
Ein komplexer, großer Darm hat sich im Laufe der Evolution durchgesetzt und bietet dem Körper die besten Grundlagen, um Nährstoffe effizient aufzunehmen. Aus diesem Grund hat der Darm so eine große Oberfläche. Daher ist es wichtig, diese Oberfläche zu schützen. Sie ist sehr empfindlich.
Sollten Darmprobleme herrschen und sollte diese Oberfläche krankhaft verkleinert werden, dann leidet die gesamte Gesundheit darunter. Dann drohen Nährstoffmängel, Infektionen und mehr.
Längerfristig sind es besonders die schleichenden metabolischen Erkrankungen, die ein kranker Darm auslösen kann. Zu den Darmerkrankungen kommen wir gleich. Die metabolischen Erkrankungen und Folgeschäden, hinter denen sich ein kranker Darm verstecken könnte, wollen wir aber auch kurz ansprechen.
Für diese Langzeitfolgen könnte ein kranker Darm verantwortlich sein.
Wenn Darmprobleme vorliegen – wenn Darminfektionen, Nährstoffmängel, Löcher im Darm oder andere Störungen an der Tagesordnung stehen – dann leidet die gesamte Gesundheit darunter. Es besteht auch ein größeres Risiko, von den folgenden Erkrankungen betroffen zu sein:6Leaky Gut and Autoimmune Diseases7Intestinal Permeability, Leaky Gut, and Intestinal Disorders
- Neurodegenerative Erkrankungen wie Parkinson und Alzheimer Demenz
- Autoimmunerkrankungen wie Hashimoto Thyreoiditis, Diabetes Typ 1, Multiple Sklerose
- Systemische Infektionen wie Epstein-Barr-Virus, Borreliose, Toxoplasma gondii, Cytomegalovirus
- Übergewicht
- Bluthochdruck
- Typ 2 Diabetes
- Osteoporose
- Depressionen
Diese Erkrankungen drohen also und wer die Grundlagen des Darms verstanden hat, der weiß auch, warum. Nun fokussieren wir uns auf Erkrankungen, die erkannt und behandelt werden können.
Die häufigsten Darmprobleme im Überblick
Es folgt nun eine Übersicht mit häufigen Darmerkrankungen und Darmproblemen, die auftreten können. Einige von ihnen sind offensichtlich und leicht zu diagnostizieren, andere eher versteckt, langanhaltend und schwierig.
Da der Darm groß ist und viele wichtige Aufgaben hat, hat er auch Schwachstellen. Krankheitserreger und Giftstoffe wissen diese Schwachstellen auszunutzen und uns damit zu schaden. Daher wollen wir sie dir aufzeigen.
Reizmagen
Ein gereizter Magen ist eine schlechte Grundlage für die Verdauung, da hier ein wichtiger Verdauungsschritt liegt. Der Magen ist mit drei wichtigen Aufgaben betraut: Denaturierung von Proteinen, Abtötung von Krankheitserregern und die Zugabe erster Verdauungssäfte.
Reizmagen bedeutet, dass die Schleimschicht im Magen zu dünn ist, der Magen übersäuert, eine Infektion vorliegt, oder die Schleimhaut anderweitig gereizt wird. In der Regel ist ein Reizmagen stressbedingt und kann durch Stressreduktion und gesunde Ernährung wieder unter Kontrolle gebracht werden.
Gastritis
Ähnlich wie Reizmagen, jedoch eine ganze Spur gefährlicher: Gastritis. Dahinter versteckt sich eine Infektion der Magenschleimhaut mit dem Bakterium Helicobacter pylori. 50% der Weltbevölkerung trägt dieses Bakterium in sich, nur die wenigsten erkranken im Laufe ihres Lebens an Gastritis.8Helicobacter pylori Infection in Developing Countries: The Burden for How Long?
Bei Gastritis kann es vorkommen, dass Bakterienkolonien Löcher in die Magenschleimhaut bohren und sich Ulcera (Geschwüre) bilden. Das ist nicht ungefährlich, da Helicobacter und die Magensäure auf diese Weise zusammen Magenkrebs auslösen können.9Incidence of Duodenal Ulcers and Gastric Ulcers in a Western Population: Back to Where It Started10Role of Apoptosis Induced by Helicobacter Pylori Infection in the Development of Duodenal Ulcer11Pathogenesis of Helicobacter pylori Infection
SIBO
Der Dünndarm sollte normalerweise ein halbwegs steriler Lebensraum sein. Das ist wichtig, weil hier die meisten Nährstoffe aufgenommen werden. Mikroorganismen wollen diese Nährstoffe natürlich auch haben, daher versucht der Körper, den Dünndarm halbwegs steril zu halten.Wichtig dabei sind die Immunzellen und Abwehrstoffe, die die Paneth Zellen produzieren.12Paneth Cells: Their Role in Innate Immunity and Inflammatory Disease
Aus diversen Gründen kann es zu einer Überwucherung des Dünndarms durch Bakterien oder Pilze kommen, Verdauung und Nahrungsaufnahme werden dadurch sehr erschwert. SIBO ist kein Modebegriff, sondern verbreiteter, als so mancher glauben mag. Auch SIBO kann durch eine gesunde Ernährung und Nährstofftherapie und in wenigen Fällen eine kombinierte Antibiotikatherapie beseitigt werden.
Leaky Gut Syndrom
Vom Leaky Gut Syndrom sprechen wir, wenn sich kleine Löcher in der Darmwand auftun, durch die Giftstoffe und Krankheitserreger in geringen Mengen in den Körper gelangen können. Das Immunsystem wird dadurch dauerhaft aktiviert, eine chronische Entzündung, Allergien und in schlimmen Fällen Autoimmunerkrankungen drohen.13The Role of Gut Microbiota (Commensal Bacteria) and the Mucosal Barrier in the Pathogenesis of Inflammatory and Autoimmune Diseases and Cancer: Contribution of Germ-Free and Gnotobiotic Animal Models … Continue reading14Leaky Gut As a Danger Signal for Autoimmune Diseases15Intestinal Permeability, Leaky Gut, and Intestinal Disorders
Löcher im Darm entstehen, wenn Darmzellen vermehrt absterben (etwa durch Krankheitserreger oder Giftstoffe) und nicht schnell genug ersetzt werden (z.B. Nährstoffmangel). Auch diese Ursache kann behandelt werden.
Chronisch-entzündliche Darmerkrankungen
Colitis Ulcerosa und Morbus Crohn sind chronisch-entzündliche Darmerkrankungen und seit Jahren auf dem Vormarsch. Man weiß immer noch nicht, was die genaue Ursache dieser Erkrankungen ist, man weiß aber, dass es Autoimmunerkrankungen sind und die richtige Ernährung und Nährstofftherapie für deutliche Besserung sorgen kann.
Zöliakie
Auch dies ist eine Autoimmunerkrankung. Zöliakie wird durch eine Unverträglichkeit auf Gluten ausgelöst. Die konsequente Vermeidung aller glutenhaltigen Lebensmittel reicht in der Regel aus, um den Darm zu regenerieren. Dies nimmt einige Monate in Anspruch, ist aber eine nachhaltige Investition in die Gesundheit.
Reizdarmsyndrom
Schätzungen zufolge leiden etwa 10 Millionen Deutsche am Reizdarmsyndrom. Reizdarm ist eine Ausschlussdiagnose was bedeutet, dass der Arzt ausgehend von den Symptomen des Patienten verschiedene Darmerkrankungen ausschließt und am Ende Reizdarm übrig bleibt.
Reizdarm wird in vier Typen eingeteilt (Blähungen, Bauchschmerzen, Durchfall, Verstopfung), wobei ein Typ immer dominant ist.16Small Intestinal Bacterial Overgrowth17Irritable Bowel Syndrome and Small Intestinal Bacterial Overgrowth: Meaningful Association or Unnecessary Hype Ausgehend vom Typ werden verschiedene Lebensmittel und Interventionen empfohlen, um für Besserung zu sorgen.
Dysbiose
Auch, wenn sich da hunderte bis tausende verschiedene Mikroorganismen im Darm tummeln: Ein bestimmtes Gleichgewicht muss gegeben sein. Einige Organismen sollten nicht die Oberhand gewinnen, sonst kippt die Lage schnell und ernsthafte Darmerkrankungen drohen.
Damit sind opportunistische Krankheitserreger gemeint, zu denen auch das gefährliche Clostridium difficile gehört.18Transient Flare of Ulcerative Colitis After Fecal Microbiota Transplantation for Recurrent Clostridium Difficile Infection Der wichtigste Faktor, um hier wieder die Oberhand zu gewinnen, ist eine Antibiotikatherapie (in schlimmen Fällen) und eine Umstellung der Lebensführung auf mehr Ballaststoffe und Probiotika.
Magen-Darm-Infekt
Es gibt schlimme Krankheitserreger, die im Magen-Darm-Trakt nichts verloren haben. Hier reicht schon eine geringe Zahl, um für einen Ausbruch von Krankheiten und eine Darminfektion zu sorgen. Einige (z.B. Norovirus) befallen anschließend den kompletten Körper, andere konzentrieren sich eher auf den Darm (Salmonellen, Legionellen, Amöben). Hier ist wichtig, schnellstmöglich einen Arzt aufzusuchen und die Infektion zu bekämpfen.
Darmkrebs
Dies ist ein Problem des Magen-Darm-Trakts, der ebenfalls durch die Lebensführung beeinflusst wird. Manche Nährstoffe scheinen das Risiko für Darmkrebs zu erhöhen, andere zu erniedrigen. Diese alle aufzuzählen, würde den Rahmen sprengen. Jedoch scheint neben genetischer Prädisposition eine gesunde Lebensführung mit viel frischem Obst und Gemüse sowie probiotischen Nahrungsmitteln der beste Schutz zu sein, den es vor Darmkrebs gibt.
Über Probleme im Magen-Darm-Trakt wurden ganze Bücher geschrieben, wir haben dir hier die wichtigsten aufgezählt. Du hast sicher auch gemerkt, dass gegen die meisten dieser Probleme mit gesunder Lebensführung etwas unternommen werden kann.
Vorbeugen ist besser als behandeln, du tust dir und deinem Darm daher den größten Gefallen, wenn du mit gesunder Lebensführung vor diesen Problemen vorbeugst. Wenn sie jedoch bestehen bleiben, hast du immer noch einige Fäden selbst in der Hand und kannst aktiv etwas dagegen tun.
Was kannst du für deinen Darm tun?
Falls du Darmprobleme dauerhaft beseitigen und deine Darmgesundheit aktiv verbessern möchtest, haben wir an dieser Stelle einen super Artikel für dich: „Meide diese 11 Lebensmittel wenn Dir Darmgesundheit wichtig ist„.
Bei der Ernährung fängt nämlich alles an und wenn du diese Tipps befolgst, ist das schon die halbe Miete.
Genauso wichtig ist es, eine gesunde Darmflora zu haben. Hierzu empfehlen wir dir unseren Artikel „Darmflora aufbauen in 9 Schritten„.
Fazit: Darmgesundheit ist das A und O
Der Darm rückt glücklicherweise mehr und mehr in den Fokus, wenn es um das allgemeine Wohlbefinden, aber auch um die Entstehung von Krankheiten geht. Man weiß heute, dass ein gesunder Darm Voraussetzung für einen gesunden Körper ist. Darmprobleme können Ursache vieler verschiedener Krankheiten sein.
Aus diesem Grund legen wir bei Primal State besonderen Wert auf dieses so wichtige Organ und liefern dir immer wieder nützliche Tipps und Hilfestellungen, um deinen Darm auf Vordermann zu bringen.
Nimm das Thema bitte unbedingt erst, denn du wirst dich wundern, welche enormen Verbesserungen eintreffen, sobald man sich um seinen Darm kümmert.
Einzelnachweise
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