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Alzheimer Demenz trifft jeden: Die Krankheit unterscheidet nicht zwischen Geschlecht, Ethnie, Beruf oder sozialem Status. Kein Mensch ist vor Alzheimer sicher.
Was früher eine reine Alterserscheinung war (ab 70 Jahren), wird heute immer früher diagnostiziert: Früh eintretende Alzheimer Demenz ist bereits ab 40 Jahren möglich. Ab der Diagnose macht sich bei Arzt und Patient ein Gefühl der Machtlosigkeit breit. Die Diagnose wird ähnlich schlimm aufgegriffen als Krebs. Und das ist verständlich, wenn man weiß, dass Alzheimer eine Reise ohne Wiederkehr ist.
Alzheimer Demenz – Was ist das?
Alzheimer, benannt nach dem Arzt Dr. Alois Alzheimer, ist eine Form der Demenz, einer neurodegenerativen Erkrankung des Gehirns. Im Verlauf der Erkrankung sorgen verschiedene Faktoren, besonders die Bildung von Plaques durch das ß-Amyloid-Protein, für eine Beeinträchtigung und irreversible Schädigung ganzer Hirnareale.
Die Folge: Der oder die Betroffene vergessen grundlegende motorische Fähigkeiten, ihre Sprache, verlieren ihre Erinnerungen und vergessen, wer sie sind. Eine grausame Vorstellung mitzuerleben, wie sich alles, was man sein Leben erlebt, gelernt und geliebt hat, in Rauch auflöst und verblasst. Selbst Familie, Ehepartner und Freunde sind dann wie Fremde. Honig im Kopf. Alles weg. Innerhalb weniger Jahre führt Alzheimer Demenz zum Tod, da durch die nachlassende Motorik auch der Körper drastisch abbaut und der Patient irgendwann bettlägerig wird.
Der Tod tritt durch die starke Schwächung oder einen motorischen Defekt in einem lebenswichtigen Organ (Lunge, Herz, …) ein. Beim Tod sind große Teile des Gehirns von Proteinanhäufungen, sogenannten Plaques, verstopft; das Gehirn deutlich geschrumpft und sieht von außen betrachtet eher so aus, als hätte ein Tornado gewütet.
Die Vorstufe von Alzheimer Demenz wird als MCI bezeichnet, „mild cognitive impairment“. In diesem Stadium, das schon Jahre vor der eigentlichen Erkrankung auftreten kann, kommt es zum gelegentlichen Vergessen einfacher und banaler Dinge. Die Betroffenen unterschätzen meist, was sich hier wirklich gerade anbahnen könnte.
Weltweit sind aktuell 50 Millionen Menschen an Alzheimer erkrankt1, in Deutschland sind es 1,3 Millionen. Bis zum Jahr 2050 wird es global weit über 100 Millionen Alzheimer-Erkrankte geben. Diese Krankheit breitet sich weltweit rasant aus, ist ein furchtbares Szenario für jeden alternden Menschen, und eine wirklich effektive schulmedizinische Behandlung scheint es auch nicht zu geben.
Doch heute weiß man, dass Alzheimer nicht nur ein genetisches Problem, sondern vor allem ein Problem des Stoffwechsels ist. Heute weiß man, dass man gegen die Ursachen von Alzheimer etwas tun kann, dass Alzheimer in einem früheren Stadium sogar heilbar sein kann und, dass die genetische Veranlagung nur eine Nebenrolle spielt. Denn in der Wissenschaft regt sich etwas: Es gibt Hoffnung für Alzheimer-Erkrankte!
Was passiert im Gehirn während der Erkrankung?
Über verschiedene Wege erleiden die Nervenzellen im Gehirn Schäden – während frühen und mittleren Stadien der Erkrankung werden sie dysfunktional und gehen sozusagen in einen Winterschlaf – oder Energiesparmodus. Erst in einem späteren Stadium stellen sie ihre Arbeit endgültig ein und sterben. Was genau passiert im Gehirn und in jeder einzelnen Nervenzelle, wenn die Alzheimer-Demenz voranschreitet? 6-9,13,17
- Synapsen-Trennung: Die Kontaktpunkte, an der zwei Nervenzellen in direktem Kontakt stehen, die Synapsen, lösen sich und die Kommunikation im Gehirn ist gestört.
- Neurotransmitter-Mangel: Die Botenstoffe, mit denen Nervenzellen kommunizieren, werden nicht mehr ausreichend produziert und die Kommunikation ist auch hier gestört.
- Plastizitätsverlust: Die Nervenzellen stellen ihr Wachstum ein und reagieren nicht mehr auf ihr Umfeld. Lernen wird zunehmend schwerer.
- Anhäufung von Phospho-Tau-Protein: Dieses Protein häuft sich in der Zelle an und stört dabei wichtige Zellfunktionen.
- Anhäufung von ß-Amyloid Fibrillen: Ähnlich wie Tau häuft sich auch dieses Protein an – jedoch außerhalb der Zelle. Dort verstopft sie wortwörtlich das Gehirn und die Blutgefäße.
- Verminderter Proteinabbau: Alte Proteine werden nicht mehr abgebaut und zusammen mit der Anhäufung von Tauprotein und ß-Amyloid vermüllt das Gehirn zunehmend.
- Neuroinflammation/oxidativer Stress: Aufgrund verschiedener Ursachen gehen betroffene Hirnareale in einen Zustand der Entzündung über. Dieser verschlimmert alle anderen Faktoren zusätzlich.
- Verminderte Zuckeraufnahme: Schon Jahre vor Ausbruch der Alzheimer Demenz lässt sich eine stark reduzierte Aufnahme von Zucker (Glukose) im Gehirn beobachten.
- Mitochondriale Dysfunktion: Die Zellkraftwerke, die Mitochondrien, produzieren nicht mehr ausreichend Energie, sondern freie Radikale (ox. Stress), verlieren ihre Funktion und lösen einen Zustand der Energiearmut in der Zelle aus.
Wir fassen zusammen: Die Nervenzellen vermüllen, verhungern, verlieren untereinander den Kontakt, sind massiv oxidativem Stress ausgesetzt, haben zu wenig Neurotransmitter und zu wenig Kontakt zum Blutkreislauf. Die Neuronen fühlen sich dann wie der Patient: Hilflos.
Alzheimer Demenz – Was sind die Ursachen?
Aus dem letzten Abschnitt geht hervor, was im Gehirn und in den Nervenzellen vor sich geht, wenn sich Alzheimer entwickelt. Viele dieser Symptome auf Zellebene sind gleichzeitig auch Ursache der Erkrankung.
Früher dachte man, die Anhäufung von ß-Amyloid und Tau-Protein und deren Konsequenzen seien die ursprüngliche Ursache von Alzheimer. Und natürlich eine gewisse genetische Veranlagung. Heute liegt jedoch der Schluss nahe, dass die Anhäufung dieser Proteine und die Genetik nur eine Rolle von vielen spielen. In der folgenden Abbildung sind alle bekannten Ursachen von Alzheimer abgebildet:
Abbildung 1. Die Ursachen von Alzheimer, vereinfacht dargestellt. Aus dieser Grafik geht hervor, dass viele Faktoren gleichzeitig zur Erkrankung beitragen. Es ist nicht immer nur ein Faktor, sondern die Summe vieler Faktoren, die gleichzeitig passieren. Viele Ursachen bauen aufeinander auf – und so wurden als die grundsätzlichen Ursachen 4 Faktoren ausgemacht:
- genetische Veranlagung
- Schwermetall-Anreicherung25
- oxidativer Stress und Insulinresistenz6-10.
(oxidativer Stress und Insulinresistenz gehen im Gehirn Hand in Hand, daher in einer Zeile). Die eigentliche und nach aktuellem wissenschaftlichen Stand logisch aufgebaute Abbildung über die Ursachen von Alzheimer Demenz sollte also so aussehen:
Abbildung 2. Die Ursachen von Alzheimer nach aktuellem wissenschaftlichem Stand und unter Berücksichtigung von Ursache-Folge-Beziehungen. Es wird deutlich, dass die eigentlichen Ursachen nur wenige sind: Schwermetalle, Genetik, oxidativer Stress und Insulinresistenz. Insulinresistenz und oxidativer Stress sind im Gehirn gekoppelt: Das eine löst das andere aus – und so gelten diese zwei als eine gemeinsame Grundursache. Hinter den meisten Auslösern von Alzheimer Demenz steckt also in Wahrheit – und das kommt überraschend – Insulinresistenz.
Ein Paradigmenwandel in der Alzheimer-Forschung?
Es ist ein starker Paradigmenwandel, dass Amyloid-ß und Tau nicht die grundlegenden Ursachen von Alzheimer sind, sondern die Folge einer Insulinresistenz (wie, wird gleich genauer beschrieben): Die Nervenzellen verlieren die Fähigkeit, Glukose (Traubenzucker) aufzunehmen6-10. Gleichzeitig sind sie massiv oxidativem Stress ausgesetzt. Die direkte Folge dieser Entzündung und Energiearmut ist die bekannte Anhäufung von Proteinen 2,4,5, sowie ein Ungleichgewicht an Botenstoffen, mitochondriale Dysfunktion 23-24 in den Zellen sowie Bluthochdruck in den Hirngefäßen. Alles, auch die Anhäufung von Proteinen (gleich detailliert beschrieben), baut auf der Insulinresistenz und der Entzündung auf6-10. Die Anreicherung von Schwermetallen durch Ernährung/Umweltbelastung sowie die genetische Veranlagung sind unabhängig davon die weiteren direkten Ursachen von Alzheimer. Nach diesem für viele wahrscheinlich eher überraschenden Standpunkt über die Entstehung von Alzheimer möchte ich mich nun im Folgenden auf 5 dieser Faktoren im Detail eingehen: Ich möchte erklären, wie die Schäden im Gehirn genau entstehen, wie sie miteinander in Wechselwirkung stehen, und wie eine Lösung aussehen könnte. Denn wenn man das weiß, wird auch ersichtlich, was gegen diese Krankheit getan werden kann.
Ursache #1: Genetik – Die 4 genetischen Faktoren
Beginnen wir mit dem Bekannten. Eine genetische Veranlagung ist ein stark verstärkender Faktor bei der Entwicklung von Alzheimer, jedoch kein Muss. Bekannt sind 4 Mutationen – oder 4 Genotypen – die die Entwicklung der Alzheimer-Krankheit verstärken können:
- Mutation im ß-Amyloid Protein. Die Folge ist eine Strukturstörung und verstärkte Anhäufung des Proteins außerhalb der Zelle.
- ApoE4: Apo-Proteine transportieren Fette im Blut. ApoE-Proteine transportieren Fette speziell für das Gehirn. ApoE4 ist eine Form des ApoE-Proteins, das mit einem erhöhten Risiko für Alzheimer Demenz in Verbindung gebracht wird. Diese Variante des Apo-Proteins ist in seiner Funktion eingeschränkt und kann dem Gehirn nur unzureichend wichtige Fettsäuren liefern.
Zusatz ApoE4: Diese Genvariante ist in Völkern auf der Erde stärker verbreitet, die in ihrer Entwicklungsgeschichte wenig Getreide und somit wenig Kohlenhydrate gegessen haben26. Aus groß angelegten Studien weiß man mittlerweile, dass Träger dieser Genvariante Kohlenhydrate nur bedingt verwerten können und somit eine erhöhte Gefahr für Insulinresistenz in sich tragen. Träger dieser Genvariante wird daher empfohlen, einer kohlenhydratarmen und fettreichen Ernährung zu folgen.3. und 4. PS1 und PS2: Dies sind Teile eines Proteins namens γ-Sekretase. Dieses Enzym produziert die ß-Amyloid Proteine, auf die wir gleich noch näher eingehen. Bei Mutationen in diesen Teilen kann es zur erhöhten Aktivität der γ-Sekretase und somit zu einer verstärkten Bildung von Amyloid-ß kommen. Wer diese Mutationen besitzt, ist nicht automatisch zur Alzheimer Demenz verdammt. Es besteht lediglich ein erhöhtes Risiko. Bei Fällen von Alzheimer in der direkten Verwandtschaft wird empfohlen, sich auf diese 4 Risikofaktoren genetisch testen zu lassen, um früh genug eine Vorbeugung einzuleiten.
Ursache #2: Schwermetall-Anreicherung im Gehirn
Bevor wir uns gleich der Insulinresistenz widmen, konzentrieren wir uns noch einmal kurz den Schwermetallen. Schon früh wurden Schwermetalle als einer der Ursachen für Alzheimer identifiziert, die großen Übeltäter sind Aluminium, Blei und Quecksilber. Die Anhäufung von Schwermetallen im Körper ist eine direkte Folge einer ungesunden Umwelt oder eines Lebensstils, der die Aufnahme von Schwermetallen über die Nahrung fördert. Schwermetalle blockieren Signalübertragungen im Gehirn, verändern die Struktur von Proteinen und Enzymen, und können die Energiegewinnung in Mitochondrien so stark blockieren, dass die betroffene Zelle direkt ihre Funktion einbüßt. Die wichtigsten Tipps, um die Anhäufung von Schwermetalle im Körper zu verhindern, lassen sich folgendermaßen zusammenfassen:
- Entfernung von Amalgam-Füllungen aus dem Mundraum
- Verzicht auf den Konsum von großen Salzwasser-Fischen und Raubfischen: Thunfisch, Schwertfisch, Makrele, Hai, Wal
- Austausch von quecksilberhaltigen Energiesparlampen durch Glühlampen
- Verwendung von Edelstahl– und Gusseisen-Geräten zum Kochen
- Verzicht auf jeglichen Tabakkonsum
- Meiden von Feinstaub aus Abgasen jeglicher Form
- Verzicht auf industriell erzeugte, schwermetallbelastete Fertignahrung und Süßigkeiten – Aluminium wird gelegentlich zugegeben, um das Produkt, z.B. ein Zitronenkuchen, glänzen zu lassen und somit optisch aufzuwerten
Die Schwermetallbelastung des Körpers lässt sich bei den meisten Ärzten relativ einfach messen. Jedoch entspricht diese Messung nicht immer der Schwermetallbelastung des Gehirns – dazu ist ein Spezialist notwendig. Fragen Sie dazu Ihren Arzt. Kommen wir nun zu der grundlegenden Ursache aller anderen Faktoren, die die Entwicklung der Alzheimer Demenz begünstigen: Der Insulinresistenz.
Ursache #3: Insulinresistenz
Ob Insulinresistenz oder oxidativer Stress (Neuroinflammation), ob Henne oder Ei – man weiß meist nicht, was zuerst da war13 und es ist auch egal. Oxidativer Stress und Insulinresistenz sind im Gehirn direkt miteinander verkoppelt. Deswegen werde ich mich im Folgenden ausschließlich Insulinresistenz widmen, wobei immer beide gemeint sind. Dass Insulinresistenz eine direkte Ursache der Alzheimer Demenz ist, bestätigen drei wichtige Fakten:
- Bei Studien an Verstorbenen der Alzheimer Demenz fällt auf, dass die biochemischen Veränderungen in den erkrankten Nervenzellen exakt denen von Typ 1 und Typ 2 Diabetes entsprechen8-9
- Schon Jahre vor Ausbruch der Krankheit ist bei Betroffenen eine gestörte Glukose-Aufnahme – und somit eine niedriggradige Insulinresistenz – im Gehirn messbar12,15-17.
- Gibt man Versuchsmäusen ein Medikament, das Diabetes auslöst, entwickeln sie Symptome der Alzheimer-Krankheit11.
Daher sind sich heute viele Wissenschaftler einig: Alzheimer ist Typ 3 Diabetes9! Das Gehirn verliert seine Fähigkeit, Zucker aufzunehmen. Zucker ist der wichtigste Energieträger für das Gehirn, durch die Insulinresistenz und die Folgen verhungern die Nervenzellen quasi. Damit ist die Insulinresistenz die wichtigste Ursache und wichtigster verstärkender Faktor bei Alzheimer. Und wie gleich noch ersichtlich sein wird, verhungern die Nervenzellen aufgrund der Insulinresistenz nicht nur, sie vermüllen auch. Jahrelang hat man sich nur auf Amyloid-Beta und das Tau-Protein konzentriert. Heute weiß man jedoch, dass beide nur eine Folge oder Co-Morbidität der Insulinresistenz sind. Denn über verschiedene Wege erhöht die Insulinresistenz die Anhäufung von Amyloid-Fibrillen (Proteinfasern) und Tau-Protein.
Ursache #4: ß-Amyloid außerhalb der Zelle
Das ß-Amyloid (Aß) ist ein Schnipsel eines Proteins namens APP. Diese Schnipsel häufen sich im Gehirn an, wo sie das Gehirn-Liquor und die Blutgefäße verstopfen und auf die Nervenzellen toxisch wirken2. Ein paar Fakten zu Amyloid-ß und Insulinresistenz:
- Die ß-Amyloid-Fibrillen entstehen überall im Körper, häufen sich jedoch nur im Gehirn an.
- Nach Hirntraumas, also einer gewaltvollen Schädigung des Gehirns, werden bei den Betroffenen große Mengen ß-Amyloid-Fibrillen im Gehirn gebildet. Es ist daher heute eine weit verbreitete These in der Wissenschaft, dass das Gehirn Aß als Schutzreaktion produziert. Als Schutz für die Nervenzellen.
- Die Enzyme ß- und γ-Sekretase bilden aus dem APP-Protein die ß-Amyloid-Peptide Aß40 und Aß42, welche sich anreichern. Die Sekretase-Enzyme sind bei Insulinresistenz deutlich aktiver als sonst22.
- Aß40 und Aß42 hemmen das Proteasom19-20, eine Maschine, die mit dem Abbau alter Proteine beschäftigt ist. Ist das Proteasom blockiert, reichern sich allerlei Proteine an – vor allem Amyloid-ß.
- Es kommt durch Aß40 und Aß42 zur Blockade des Insulinrezeptors, was die Insulinresistenz noch weiter verstärkt.
- Normalerweise werden Aß-Proteine durch ein Enzym namens IDE abgebaut, Insulin-Degrading-Enzyme. Dieses Protein baut Insulin und Aß ab. Bei Insulinresistenz sind die Insulinwerte im Körper chronisch erhöht und dieses Protein muss sich verstärkt auf Insulin konzentrieren14,21. Dies begünstigt ebenfalls eine Anreicherung von Aß.
- Aß wird verstärkt gebildet, wenn das Gehirn insulinresistent wird. Insulinresistenz bedeutet starken oxidativen Stress für die Nervenzellen. Es könnte daher auch sein, dass die Anhäufung von ß-Amyloid eine Schutzreaktion ist, die die Nervenzellen schützen soll.
Das würde besonders bei der Standardbehandlung, die die Anhäufung der Plaques verhindern will, den Spieß umdrehen – und sich auf die Insulinresistenz fokussieren. Aus den verschiedenen Verstrickungen wird klar, dass die Anhäufung der toxischen Amyloid-ß-Proteine im Gehirn eine direkte Folge der Insulinresistenz ist.
Ursache #5: Phospho-Tau in der Zelle
Das Tau-Protein ist ganz natürlich in der Zelle vorhanden und hat dort eine Stützfunktion (Zellskelett). Aufgrund der Insulinresistenz kommt es über zwei Wege4-5 zur Anhäufung von Phospho-Tau in der Zelle:
- Durch die Insulinresistenz ist der Insulin-Wnt-Gsk3-Signalweg unterbrochen – es kommt es zu einer überhöhten Aktivität des Gsk-3-Enzyms. Dieses Enzym phosphoryliert Tau zu Phospho-Tau.
Ist dieser Zustand aufgrund der Insulinresistenz chronisch, kommt es zur Anhäufung von Phospho-Tau-Protein. Das Protein nimmt eine falsche Faltung an, aggregiert in der Zelle und bildet dort Plaques. Es unterbricht das Zellskelett, als auch jeglichen Transport innerhalb der Zelle.
- Die zweite Ursache ist der Energiemangel: Durch den Energiemangel (Insulinresistenz) in den Zellen können neue Nervenzellen nur unvollständig reifen – sie produzieren dann aufgrund einer Funktionsstörung Phospho-Tau in erhöhtem Maße.
Das Phospho-Tau-Protein ist neben Amyloid-ß das zweite Protein, das durch erhöhte Anhäufung und Plaque-Bildung mit Alzheimer in Verbindung steht. Es entsteht ebenfalls als direkte Folge einer Insulinresistenz.
Zwischenfazit – Alzheimer Demenz ist eine metabolische Erkrankung
Ein Paradigmenwechsel steht an: Alzheimer Demenz war immer hauptsächlich eine genetische Erkrankung. Heute weiß man jedoch, dass es eine Erkrankung des Gehirn-Stoffwechsels (Insulinresistenz) ist. Und wenn man weiß, dass es eine Stoffwechselerkrankung ist, dann stimmt auch Folgendes:
- Stoffwechselerkrankungen sind nicht irreversibel, in einem frühen Stadium ist also auch Alzheimer noch behandelbar.
- In einem späten Stadium sind die Schäden irreparabel, jedoch kann auch hier der Stoffwechsel zu einem guten Teil wiederhergestellt Und somit auch der Krankheit ein Riegel vorgeschoben.
- Es gibt wieder Grund zur Hoffnung für Patienten und alle, die vor dieser furchtbaren Krankheit besorgt sind.
Die vorherigen Kapitel dienten dazu, die Entstehung und die Symptome der Krankheit zu verstehen. Der nächste Artikel soll zeigen, wie der kranke Stoffwechsel, der zur Entstehung und Verschlimmerung von Alzheimer führt, teilweise wiederhergestellt werden kann: Durch die ketogene Ernährung/Ketose entsteht ein sehr wirkungsvoller Ansatz. Zum nächsten Beitrag gelangst Du hier: Ketogene Ernährung bei Alzheimer.
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