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Adrenalin ist ein Stresshormon, das an der Kampf-oder-Flucht-Reaktion beteiligt ist. In einer Stresssituation musst du schnell reagieren und Adrenalin gibt dir die nötige Energie und verleiht dir ungeahnte Kräfte. Einen plötzlichen Adrenalinschub kannst du sehr deutlich spüren: plötzlich klopft dein Herz schneller und du fängst an, zu schwitzen.
Aber wie macht Adrenalin das alles? Lass uns zunächst einmal angucken, wie Adrenalin überhaupt entsteht…
Adrenalin Synthese: Abenteuer in der Blutbahn
Ausgangstoffe für die Synthese von Adrenalin sind die Aminosäuren Tyrosin oder Phenylalanin. Wie Du siehst, dienen Aminosäuren nicht nur als Baustein für Proteine, sondern können auch dem Aufbau von Signalmolekülen, wie Hormonen dienen.1Adrenaline and Noradrenaline: Introduction
Von Tyrosin zu Dopamin zu Noradrenalin
Aus Tyrosin entsteht dann über eine weitere Zwischenstufe Dopamin. Dopamin ist dir sicherlich ein Begriff, es ist umgangssprachlich als Glückshormon bekannt. Dopamin ist ein Neurotransmitter, also ein Signalmolekül im Gehirn, welches das Belohnungszentrum aktivieren und somit Glücksgefühle auslösen kann.
Es hat jedoch noch weitere Funktionen, es ist zum Beispiel an der Kontrolle von Muskelbewegungen beteiligt. Und nicht zuletzt, worum es in dem Zusammenhang eigentlich geht, dient Dopamin als Vorstufe für Noradrenalin.
Von Noradrenalin zu Adrenalin
Um im letzten Schritt Noradrenalin in Adrenalin umzuwandeln, bedarf es eines weiteren Stresshormons, nämlich Cortisol.
In einer Stresssituation beginnt die Hypophyse, eine erbsengroße Drüse im Gehirn, das Hormon ACTH freizusetzen. ACTH stimuliert wiederum die Freisetzung von Cortisol. Cortisol sorgt dafür, dass Noradrenalin in Adrenalin umgewandelt wird, woraufhin es von den Nebennieren (Hormondrüsen oberhalb der Nieren) ins Blut abgegeben wird und auf die Organe wirken kann.2Physiology, Adrenocorticotropic Hormone (ACTH)
Du siehst also, dass an der Stressantwort noch andere Stresshormone beteiligt sind, ohne die es gar nicht erst zur Ausschüttung von Adrenalin kommt.
Adrenalin Wirkung auf den Körper
Die Funktion von Adrenalin besteht darin, in einer Gefahrensituation die benötigte Energie bereitzustellen. Daher steigt in einer plötzlichen Stresssituation der Blutzuckerspiegel schnell an, und ebenso die Herzfrequenz und der Blutdruck.3Effect of epinephrine on glucose metabolism in humans: contributtion oft he liver4The effect of adrenaline upon cardiovascular and metabolic functions in man
Adrenalin lässt den Blutzucker ansteigen, in dem es den Abbau von Glykogen, unserem Glukosespeicher in Leber und Muskeln stimuliert.52.9 – ATP Production I: Glycolysis Interessanterweise hemmt Adrenalin jedoch gleichzeitig den Ausstoß von Insulin, dem Hormon, das die Aufnahme von Zucker aus dem Blut erleichtert.6Adrenaline inhibition of insulin release: role of the repolarization of the B cell membrane
Das scheint auf den ersten Blick widersprüchlich, dient jedoch dazu, die Energie in Form von Zucker nicht den Muskelzellen, sondern dem Gehirn zur Verfügung zu stellen. Das Gehirn braucht in einer Stresssituation die Energie am dringendsten, um wichtige Entscheidungen treffen zu können. So behältst du also einen klaren Kopf.
Außerdem fördert Adrenalin den Abbau von Fett, eine weitere willkommene Energiequelle in Stresssituationen.7Mechanism of adrenaline-induced lypolysis in adipose tissue
Wann wird Adrenalin ausgeschüttet?
Stress kann von sehr unterschiedlicher Natur sein. Man unterscheidet akute Stresssituationen und dauerhaften, oder chronischen Stress.
Akuter Stress
In der modernen Welt passiert es nur selten, dass plötzlich ein gefährliches, wildes Tier vor uns steht. Ein heutiges Beispiel einer vergleichbaren Stresssituation ist eher, wenn dein Chef plötzlich zur Tür reinstürmt und dir sagt, dass du in 15 Minuten vor der gesamten Abteilung einen Vortrag halten sollst. Das ist ein Stresstrigger, der plötzlich ungeahnte Fähigkeiten weckt und das scheinbar Unmögliche möglich macht.
Sport als positiver Stress
Übrigens ist auch Sport ein Stressfaktor, der die Ausschüttung von Stresshormonen wie Adrenalin stimuliert. Der steigende Blutzuckerspiegel liefert dir Energie beim Sport.8Catecholamines in prevention of hypoglycemia during exercise in humans Das ist auch ein Beispiel von positivem Stress. Der Anstieg des Blutzuckers ist nur temporär, da der Zucker sehr schnell von hungrigen Muskelzellen aufgenommen wird.
Auch wenn Sport ein akuter Stressfaktor ist, reduziert er jedoch langfristig Stress.9Moderate exercise and chronic stress produce counteractive effects on different areas in the brain by acting through various neurotransmitter receptor subtypes: a hypothesis Somit hilft er dir, chronischen Stress zu reduzieren. Außerdem verbessert Sport die Schlafqualität, was wahrscheinlich ein zusätzlicher Mechanismus ist, durch den Sport Stress senkt.10The bidirectional relationship between exercise and sleep: Implications for exercise adherence and sleep improvement
Chronischer Stress
Sehr viel häufiger ist jedoch in der modernen Welt der chronische Stress. Dazu gehören zum Beispiel Schlafmangel, ständiger Zeitdruck, und zu viele Termine. Wenn der Adrenalinspiegel fast ständig erhöht ist, hat das nichts mehr mit einer Reaktion auf eine außergewöhnliche Situation zu tun. Dann spricht man von chronischem Stress. Stress ist eine Belastung für den Körper und deswegen ist Dauerstress nicht gerade gesund.
Mehr zu dem Thema Stress kannst du in unserem Artikel „Tschüss Stress! So trainierst du Gelassenheit“ nachlesen.
Erhöht eine Low Carb Ernährung den Adrenalinspiegel?
Die Low Carb oder auch die Ketogene Ernährung haben den Ruf, ein Stressauslöser zu sein und somit auch den Adrenalinspiegel zu erhöhen. Ist eine Reduktion der Kohlenhydrate wirklich Stress für den Körper?
Nur bedingt.
Stress durch Entzug der gewohnten Energiequelle
Zu Beginn ist die Umstellung auf eine kohlenhydratarme Ernährung ein großer Stressfaktor. Das ist auch kein Wunder. Denn nach einer jahrzehntelangen sehr kohlenhydratlastigen Ernährung, bei der du alle paar Stunden etwas isst, hatte dein Körper kaum Gelegenheit, Fett als Energiequelle zu nutzen.
Wenn du ihm dann plötzlich die primäre Energiequelle entziehst und ihm stattdessen Fett anbietest, ist das natürlich erst mal Stress. Das ist jedoch nur temporär und nach ein paar Wochen ist das Level der Stresshormone normalerweise wieder im Normalbereich.11Body composition and hormonal responses to a carbohydrate-restricted diet
Stress durch Mangel an Mineralien
Ein Mangel an Elektrolyten kann bei Keto ebenfalls ein Stressauslöser sein.12Nitrogen and sodium balance and sympathetic-nervous-system activity in obese subjects treated with a low-calorie protein or mixed diet Dem kannst du aber einfach entgegenwirken, indem du dein Essen ausreichend salzt. Gegebenenfalls musst du gewisse Mineralien, wie zum Beispiel Magnesium, supplementieren.
Stress durch Kalorienreduktion
Auch kalorienreduzierte Diäten stellen einen Stressfaktor dar, der den Adrenalinspiegel ansteigen lässt.13The Consistency in Macronutrient Oxidation and the Role of Epinephrine in the Response to Fasting and Overfeeding
Keto ist zwar keine typische Hungerdiät. Die Ketose wirkt appetitregulierend, wodurch du automatisch weniger isst. Wenn du weniger isst, weil du keinen Hunger hast, ist das kein Stress für den Körper. Weil jedoch viele „Keto machen“, um abzunehmen, reduzieren sie bewusst die Kalorien noch weiter. Das bedeutet dann Stress, hat aber nichts mit einem ketogenen Ernährungsstil zu tun.
Die süchtig machende Adrenalin Wirkung
Adrenalin bedeutet Stress, was eigentlich eher negativ behaftet ist. Tatsächlich kann ein plötzlicher Adrenalinschub jedoch auch als angenehm empfunden werden. Adrenalin sorgt für Energie, die Herzfrequenz steigt und du fühlst dich plötzlich unglaublich energiegeladen.
Außerdem senkt Adrenalin die Schmerzempfindlichkeit und macht furchtlos. Das zusammen kann Gefühle der Begeisterung und sogar Euphorie auslösen. Das ist auch nicht verwunderlich, wenn man bedenkt, dass bei der Synthese von Adrenalin auch das Glückshormon Dopamin entsteht.
Diese Gefühle kennen vor allem Workaholics, die ständig unter Strom stehen, und Extremsportler. Adrenalin verleiht einen gewissen Kick, der durchaus süchtig machen kann.
Ist die Sucht nach Adrenalin-Kicks gesundheitsschädlich oder gefährlich?
Erstmal nein. Adrenalin kann ein guter Motivator sein, der dich antreibt und deine Leistung steigert. Sport ist gesund und wenn Adrenalin dafür sorgt, dass du dich dabei gut fühlst und öfters Sport treibst, ist das durchaus positiv.
Problematisch wird es erst dann, wenn die Sucht Überhand nimmt und Einfluss auf dein tägliches Leben nimmt. Wenn du ständig Adrenalinschüben ausgesetzt bist, lässt irgendwann die Wirkung des Hormons nach.
Dann brauchst du immer stärkere Stimulatoren, um diesen gewissen Kick zu verspüren, wie zum Beispiel immer gefährlichere Sportarten. Außerdem reagierst du dann im Alltag nicht mehr angemessen auf Stresssituationen, so dass Adrenalin nicht mehr die nötige Energie liefert, die du brauchst, um eine Ausnahmesituation erfolgreich zu meistern.
Letztendlich ist Stress immer auch eine Belastung für den Körper. Akuter Stress kann positiv sein und dich stärken, chronischer Stress macht dich jedoch auf Dauer krank.
Adrenalin senken
Adrenalin ist ein kurzlebiges Hormon, das kurz nach der Freisetzung wieder abgebaut wird. Sobald der Stressauslöser beseitigt ist, sinkt also auch der Adrenalinspiegel. Chronischer Stress sorgt jedoch dafür, dass der Adrenalinspiegel dauerhaft zu hoch ist.
Mit diesen Tipps kannst du deinen Adrenalinspiegel senken:
Adrenalinspiegel senken:
- Ausreichender Schlaf.
Schlafmangel ist ein unnötiger Stressfaktor.14Adverse Effects of 24 Hours of Sleep Deprivation on Cognition and Stress Hormones Wie viel Schlaf du brauchst, ist individuell und das weißt du wahrscheinlich selbst am besten. Versuche jedoch, vor Mitternacht ins Bett zu gehen, da in diesen Stunden die Schlafqualität am höchsten ist.
- Regelmäßige Bewegung.
Es muss nicht immer Extremsport sein, aber du solltest versuchen, dich jeden Tag körperlich zu betätigen, am besten an der frischen Luft.15Moderate exercise and chronic stress produce counteractive effects on different areas in the brain by acting through various neurotransmitter receptor subtypes: a hypothesis Selbst ein kurzer Spaziergang in der Mittagspause kann Wunder wirken. Körperliche Aktivität sorgt außerdem für besseren Schlaf.16The bidirectional relationship between exercise and sleep: Implications for exercise adherence and sleep improvement
- Ausgleich zur Arbeit.
Auch wenn du gerne zur Arbeit gehst und sie vielleicht nicht als Stress empfindest, ist es wichtig, regelmäßig von der Arbeit abzuschalten und nicht mehr daran zu denken. Versuche, nach der Arbeit Zeit mit Freunden oder Familie zu verbringen und genieße diese Zeit bewusst. Das ist übrigens auch eine gute Gelegenheit, einfach mal offline zu sein und nicht ständig das Handy auf Nachrichten oder E-Mails zu checken.
- Stress auf der Arbeit reduzieren.
Die meisten Leute haben nicht zu viel zu tun, aber sie sind nicht in der Lage, ihre Zeit effizient zu nutzen. Sie müssen immer erreichbar sein und werden ständig bei ihrer Arbeit unterbrochen. Dadurch verlängert sich die Zeit die du benötigst, um Dinge zu erledigen, um ein Vielfaches.
Es hilft ungemein, wenn du nicht konstant erreichbar bist. In den meisten Berufen ist es nicht notwendig, mehrmals die Stunde E-Mails zu checken, aber wir tun es trotzdem. Auch wenn du mit Kunden zu tun hast. Selbst die wichtigsten Kunden sind bereit, ein paar Stunden auf eine Antwort zu warten. Und wenn es wirklich dringend ist, rufen sie an. Wenn du für ein paar Stunden ununterbrochen konzentriert arbeitest, kannst du unglaublich viel schaffen und damit den Stress durch unerledigte Aufgaben reduzieren.
Fazit: Adrenalin kann ungeahnte Leistungsfähigkeit in dir wecken
Adrenalin ist bekannt als das Hormon, das einen schnellen Kick verleiht. Viele Extremsportler fordern es bewusst heraus, doch auch, wenn der Chef plötzlich mit einer herausfordernden Aufgabe um die Ecke kommt, kann es sich aus dem Nichts im Körper ausbreiten. Es lässt den Puls und auch den Blutdruck ansteigen und kann für eine absehbare Zeit schier unmögliche Fähigkeiten aus einem Menschen herauslocken.
Schwierig wird es, wenn der Adrenalinspiegel chronisch erhöht ist. Das kann auf die Dauer krank machen und sollte vermieden werden, indem für genügend Schlaf und Bewegung gesorgt wird und auch indem regelmäßige Abwechslung zur Arbeit auf dem Tagesprogramm steht.
Adrenalin Wiki – Häufige Fragen
Adrenalin ist ein Stresshormon, das in einer Gefahrensituation die notwendige Energie bereitstellt, um schnell handeln zu können.
Die Adrenalin Wirkung auf den Körper ist sehr vielfältig. Im Wesentlichen steigt der Blutzucker an, Fett wird mobilisiert, und die Herzfrequenz und der Blutdruck steigen an. Das liefert Energie, um eine Stresssituation zu meistern.
Chronischer Stress kann dafür sorgen, dass Adrenalin ständig erhöht ist. Ausreichender Schlaf, regelmäßige Bewegung und bewusste Auszeiten helfen, Stress zu reduzieren.
Einzelnachweise
Viele Menschen können nicht schlafen weil sie zu viel Adrenalin ausschütten. Da in diesem Artikel mehrfach darauf hingewiesen wird, dass Schlaf zur Senkung des Adrenalinspiegels beiträgt fühlt sich das fast schon paradox an. Mir fehlt hier ein Tipp wie ich nachts Adrenalin abbauen kann damit ich wieder einschlafen kann und den benötigen Schlaf bekomme.
Hey Kath,
danke für dein Feedback. Du meinst also wie man das Adrenalin vor dem Schlafengehen abbauen kann?
Das ist natürlich pauschal schwer zu sagen, weil es drauf ankommt, wodurch du Adrenalin im Blut hast. Wenn du z.B. einen sehr stressigen und aufregenden Tag hattest, ist es extrem hilfreich sich nochmal richtig auszupowern, denn dafür ist das Adrenalin eigentlich da: es mobilisiert deine Energiereserven, damit du „flüchten“ oder „kämpfen“ kannst (aus evolutionärer Sicht). Daher ist es sehr ratsam, wenn man sich so geladen fühlt, einmal ein richtig intensives Workout zu machen oder laufen zu gehen mit intensiven Sprints, bei denen man sich komplett auspowert. Wichtig ist nur, dass das ein paar Stunden vor dem Schlafengehen passiert, damit der Körper anschließend runterfahren kann. Also maximal so um 18 Uhr, wenn du gegen 22 Uhr schlafen gehst.
Kurz vor dem Schlafen hilft z.B. eine Einschlafmeditation, leichtes Yoga oder Entspannungsübungen. Außerdem beruhigende Tees wie Lavendel oder unser Sweet Dreams Schlafspray. Wenn dir viele Gedanken im Kopf herumschwirren, hilft es diese in einem Journal aufzuschreiben (meditatives Schreiben).
Ich hoffe das hilft dir etwas weiter.
Viele Grüße
Nicole